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AEG - Allgemeine Elektrizitäts Gesellschaft
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Von der AEG haben nur noch die drei Buchstaben überlebt - und ein Slogan
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Die AEG
gehörte zu den ganz Grossen in der Branche. Während
Siemens zum
Global Player wurde, verblasste der Stern der AEG zusehends. Dafür kennt
aber jeder den Spruch: AEG - aus Erfahrung gut!
Im Haushalt sind
die 3 roten Buchstaben kaum noch wegzudenken. Jeder kennt die Marke. Über
100 Produkte bringen mehrere Milliarden Umsatz pro Jahr - aber nicht von
einem Konzern namens AEG. 1996 ging die Ära der AEG zu Ende.
Im Jahre 2007 wird das letzte Werk geschlossen und die Produktion in das
Billiglohnland Polen verlangert. Dabei verlieren ca. 1.800 Menschen ihren
Arbeitsplatz. Die Geschichte des Unternehmens begann 1883 in Berlin mit der
Übernahme der Patente für Glühlampen. In der Wachstumszeit der
Industriealisierung wuchs die Firma AEG schnell und produzierte Flugzeuge,
Bügeleisen, Lokomotiven, Kraftwerke und auch Tonbandgeräte. Nach dem
Weltkrieg II wurde die Zentrale nach Frankfurt verlegt. Nach dem
Zusammenschluß mit der Firma Telefunken hatte die AEG ca. 180.000
Mitarbeiter und war die zwölft größte Elektrofirma der Welt.
Doch die Konkurrenz zu Siemens brach ihr langsam das Genick. AEG wollte immer
größer werden und kaufte andere Firmen mit Krediten auf. Der
Ölschock und danach die Wirtschaftskrise in den 1970ern leitete den
Absturz ein. Aber auch gravierende Managementfehler waren die Ursache. 1982
ging Telefunken in Konkurs, 1985 kaufte Daimler-Benz die Firma AEG auf. 1994
wurde die Haushaltsgerätesparte an den schwedischen Konzern
Electrolux verkauft. 1996 wurde dann die Auflösung des AEG-Konzerns
beschlossen. Sogar die AEG-Zentrale in Frankfurt wurde 1999 gesprengt.
Heute ist Electrolux der Inhaber der Marke "AEG" - nun ein polnisches
Produkt.
Edison verbesserte die Glühlampe und half der Beleuchtung
zum Durchbruch. Er erfand den Schraubverschluss (eine Glühbirme konnte
damit leicht ausgewechselt werden) und den Stromzähler. Emil Rathenau
erkannte die Vorteile dieser Erfindungen und erwarb die Lizenzen für
Deutschland. Dies war der eigentliche Grundstein für die AEG - das zweite
Monopolunternehmen neben
Siemens.
Schon früh beschäftigte sich die AEG mit der Fernübertragung des
Stromes. Glanzstück war die 175 km Strecke zwischen Lauffen/Neckar und
Frankfurt/Main (1891). Rathenau prophezeite noch grössere Entfernungen und
höhere Spannungen. Dies war gut für die Aktionäre, denn die
überall eingesetzten elektrischen Motoren brauchten Strom - und den gab es
nicht überall vor Ort. Also musste der Strom zum Motor hingebracht
werden. Warum bereitete sich die Elektrifizierung so schnell aus? Nun, es
gab zunehmende Verwendungen für den Strom und die Stromerzeuger (voran
AEG) produzierten nun selbst auch Elektrogeräte, damit ihr Strom auch
verkauft werden konnte. AEG baute grosse Kraftwerke. So besass sie allein in
Berlin sechs solcher Blöcke. Diese gingen erst 1915 in Stadtbesitz
über (BEWAG). |
 Bestell-Nr.: D192
Preisliste |
 Bestell-Nr.:D262
Preisliste |
 Bestell-Nr.:D124
Preisliste |
Glühlampen, Bahn,
Haushaltsgeräte - alles brauchte Strom. Die AEG lieferte ihn. Gab es
noch ein Gebiet, welches Strombenötigte? Klar, Elektroautos! 1904
wurde die Autofirma PROTOS gegründet, später an
Siemens
weiterverkauft. Wer was zu sagen hatte, fuhr PROTOS-Autos. AEG kaufte die
Nationale Automobilgesellschaft NAG und erwarb PROTOS 1927. |
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Emil Rathenau starb 1915 im Alter von
75 Jahren. Sein Sohn, Walther Rathenau übernahm die Geschäfte. Obwohl
Schriftsteller, hatte er doch einen gutenwirtschaftlichen Ruf - er
übernahm das Kriegswirtschaftsamt 1921 und wurde gar deutscher
Aussenminister. Er wurde 1922 ermordet. |
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Die Ausbeutung Deutschlands
durch den Versailler Vertrag, die galoppierende Inflation und die
widerrechtliche Besetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich führte dazu,
dass sich viele Unternehmen zu Notgemeinschaften zusammenschlossen. So wie
es
Siemens mit
Stinnes tat: die
Siemens-Rhein-Elbe-Schuckert-Union. Die AEG diversifizierte auch - kaufte
Staubsauger- und Vergaserfirmen und eine Werft und gründete die UFA,
kaufte selbst ein Stahlwerk und Lokomotivwerke. Firmen also, die viel Strom
brauchten. |
AEG schaute immer neidisch auf
den grossen Bruder
Siemens. Doch
die technischen Anstrengungen reichten nicht aus den Vorsprung einzuholen.
Deshalb knüpfte AEG viele politische Verbindungen. 1894 fielen die letzten
Bindungen zu Siemens. |
Rathenau wollte mit
Unterstützung der Deutschen Bank (Georg Siemens) und der Berliner
Handelsgesellschaft (Carl Fürstenberg) die Muttergesellschaft auf breitere
Beine stellen. |
 Bestell-Nr.: USA89 |
 Bestell-Nr.:D260
Preisliste |
Um die Jahrhundertwende wollte
jede Stadt, jede Kommune ein eigenes Kraftwerk. Die erforderlichen Finanzen
drängten viele kleine Elektrofirmen in den Ruin. So auch die Loewe`sche
Union Electrizitäts-Gesellschaft. Sie wurde von der AEG übernommen -
seither gab es gute Beziehungen zu
General Electric
Co.. |
1903 gründete
Siemens durch
Zusammenschluss der Schuckert & Co. mit den Starkstromabteilungen von
Siemens & Halske die Siemens-Schuckertwerke. Knapp danach bat die
kaiserliche Admiralität erstärkt auf dem Gebiet der drahtlosen
Telegraphie zu forschen. Daraufhin gründeten AEG und Siemens die
"Gesellschaft für drahtlose Telegraphie" - später Telefunken. |
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Aber auch ins Bahngeschäft
drängte es AEG - natürlich mit Siemens zusammen. 1899
gründeten beide Unternehmen mit der Deutschen Bank zusammen eine
"Studiengesellschaft zu Entwicklung elektrischer Lokomotiven". 1903 wurde
mit einem Zug die Geschwindigkeit von 203 km/Std. gemessen! |
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1919 fusionierten die
Glühlampenabteilungen von AEG, Siemens und Auer (Erfinder der
Metallfadenlampe aus Osram und Wolfram) zu OSRAM. |
Erst nach der
Entwicklung des Drehstrommotors bei AEG (1889)konnten elektrische Staubsauger
entwickelt werden. 1901 patentierte der Brite Hubert Booth einen mit
Benzinmotor getriebenen Staubsauger. Während die AEG ein "handliches"
Gerät herausbringt, produziert Siemens ein wahres Ungetüm, das auf
einem Karren installiert werden musste. Ein Staubsauger blieb nur dem reichen
Bürgertum etc. vorbehalten, denn das Gerät kostete immerhin mehrere
Monatsgehälter eines Arbeiters - und ob die in ihrer Wohnung Teppiche
hatten, ist auch fraglich. |
Das Unternehmen AEG ist vom
Markt verschwunden. Den Namen für Haushaltsgeräte gibt es noch - und
Telefunken. Fast wäre bei der Zerschlagung der AEG auch die
Traditionsfirma Telefunken verschwunden. Aber das Unternehmen gibt es noch -
dank seinen Mitarbeitern. Der Liquidator gab den Anstoß und forderte vier
leitende Angestellte der "Telefunken Sendertechnik GmbH" in Berlin auf selbst
die Firma zu übernehmen. Wissen war da, nämlich das Entwickeln und
das Verkaufen von Sendertechnik, von Lang- bis Millimeterwellen. Das war die
einzige Nische, die vom ehemaligen Konzern übriggeblieben war. Mitte
1980 fand die Zerlegung des Konzerns statt. Der Bereich Sendertechnik wechselte
öfters den Eigentümer und gehörte zuletzt 1996 der US-Firma
"Continental Electronics Corp.". Wegen zu geringem Gewinn verkauften diese nach
drei Jahre auch diesen Rest. 120 Mitarbeiter waren noch übriggeblieben.
Und hiervon ließen sich schließlich 30 Mitarbeiter von der Idee
eines Neuanfangs unter eigener Regie überzeugen. Diese legten ihre
Abfindung in die neue Firmenkasse und die schweizer Bank "Senna Finanz Holding"
gab auch noch Kapital hinzu. Deutsche Banken zeigten kein Interesse. Am
16.3.2000 wurde die neue Firma gegründet und 5 Monate danach war sie schon
eine AG. Der neue Name: "Telefunken Sendersysteme Berlin". Den Namen
"Telefunken" hatte die US-Firma für 3 Jahre kostenlos zur Verfügung
gestellt. Ganz ohne Probleme ging es nicht. So mußten die Mitarbeiter auf
30% ihres Gehaltes verzichten. Statt 35 Stunden, wurden 40 Stunden gearbeitet.
Auch Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld gab es nicht und 25 Urlaubstage
mußten auch reichen. Die Idee der Übernahme durch Mitarbeiter
funktionierte. Im Jahre 2002 stieg der Umsatz auf 17 Millionen Euro und
Dividende (12 Cent/Aktie) wurden auch gezahlt. |
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