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Fafnirwerke
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von Stahlnadeln zu Automobilen
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 Bestell-Nr. D379
Preisliste
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Um 1900 schossen Firmen, die
Automobile herstellten, wie Pilze aus den Boden. Allein in
New York soll es mehr als 2000
Unternehmen gegeben haben. In Deutschland waren es mehrere Hundert. Allein in
Aachen ware es neun: Fafnir, Cudell, Büssing, Scheibler, Mannesmann-Mulag,
Goossens, Lochner&Co., Talbot und Berlin-Aachener Motorenwerke (BAM). Aber
alle gingen ein. Von diesen neun Unternehmen waren die "Aachener
Stahlwaarenfabrik-Fafnirwerke AG" die erfolgreichsten. Die Gründung
erfolgte 1894 mit der Produktion von Nadeln. Die Firma war eine
Zweigniederlassung der Iserlohner "Carl Schwanemeyer" und Deutschlands
größter Fahrradspeichenproduzent. |
Nachdem das Fahrrad zum
Massenverkehrsmitel wurde, stieg die Firma um auf die Produktion von
Fahrradspeichen. Dies war so erfolgreich, dass die ehemalige Zweigniederlassung
1898 in Aachen eine eigene AG wurde, die "C.Schwanenmeyer, Aachener
Stahlwaarenfabrik AG". Insgesamt wurden 1.000 Aktien ausgegeben. Nach der
Sättigung des Fahrradmarktes produzierte die Firma 1886 nun vorallem
Einbaumotore für Motorräder und Autos. Die Produkte wurden als
preiswert und von hoher Qualität angesehen. Ab 1902 wurde für die
Produkte ein eigener Name eingeführt: "FAFNIR" - der Drache aus der
Nibelungensaga. Die etablierten Autofirmen begannen aber inzwischen viele
Teile selbst zu produzieren. Fafnir musste also den umgekehrten Weg gehen - es
musste selbst Autos herstellen. Zwischen 1904 und 1925 entwickelte sich das
Unternehmen zu einem zwar kleinen, aber bekannten Automobilproduzenten. 1912
erfolgte die Umbenennung in "Fafnir-Werke". |
Der Umstieg in die
Automobilproduktion erfolgte mit dem Bau von "do-it-yourself"
Autobausätzen 1904 unter dem Namen "Omnimobil". Der Bausatz beinhaltete
einen 2-Zylinder Motor mit 6 PS, 700 ccm und später einen 4-Zylinder Motor
mit 16 PS. Ab 1904 wurde das Unternehmen umbenannt in "Aachener
Stahlwaarenfabrik AG zu Aachen". Ab 1908 wurden fertige Autos hergestellt.
Bekannt waren der Typ "274" mit bis zu 14 PS und einer
Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und der Typ "284" mit 16 PS und 70 km/h.
Dies waren alles sogenannte Herrenfahrzeuge - Autos ohne Chauffeur. 1908
erfolgte mit der Aufnahme des Markennamens eine Namensänderung in
"Aachener Stahlwaarenfabrik Fafnir-Werke AG". In den Verkaufskatalogen von
1912 wurden bereits 6 verschiedene Typen genannt. Für die Modelle
mussten Preise von 4100 bis 16 000 RM bezahlt werden. 1919 erfolgte
wiederum eine Namensänderung - in "Fafnir Werke AG - Aachener
Stahlwaarenfabrik". Der Weltkrieg I brachte den deutschen Automobilbau fast
zum Erliegen. Erst 1920 wurden bei Fafnir wieder moderne Fahrzeuge produziert.
Das letzte produzierte Modell war der Typ "471", der bis 1927 gebaut wurde.
Fafnir war ein "Handwerksbetrieb" - eine Umstellung auf
Montagefliessbänder gelang nicht. Fafnir produzierte 1925 monatlich nur
ca. 120 Autos - Konkurrenzbetriebe wie die deutschen Opelwerke stellten bereits
die 30-fache Anzahl her. 1925 kam das Aus. Veraltete Produktionsmethoden,
ungenügende Normung der Teile und die hohe Besteuerung der Autos als
Luxusartikel behinderten die Wettbewerbsfähigkeit. Zusätzlich wurden
auf USA-Druck die hohen Importzölle ausländischer Automobile
aufgehoben - Billige amerikanische Massenfahrzeuge kamen nach Deutschland.
Zuerst glaubte man durch massive Preissenkungen die Firma am Leben zu erhalten.
Aber nachdem die Fahrzeuge deutlich unter den Herstellkosten verkauft werden
mussten, konnten die Gläubiger nicht mehr befriedigt werden. Die
Verbindlichkeitren beliefen sich auf 1.8 Mill.RM. Ende 1925 übernahmen die
Banken die Geschäftsaufsicht. 1926 meldete das Unternehmen Konkurs
an. Die Ursachen für den Konkurs waren vielfältig: - durch
den verlorenen Weltkrieg I und den enormen Reparationszahlungen lag die
deutsche Industrie generell am Boden. Ein internationaler Austausch war nicht
möglich. - Die USA schotteten ihren Markt ab und Deutschland durfte
auf importierte US-Autos keinen Zoll erheben. Die US-Autos konnten deshalb
preiswert angeboten werden. - die innerdeutsche Konkurrenz mit Daimler und
Opel war sehr gross und die Kapitaldecke von Fafnir sehr klein. Fafnir
leistete sich in seiner Boomzeit einen eigenen Autorennstall mit bis zu 7
Rennautos. Der wohl bekannteste Rennfahrer war Carracciola. Die Teilnahme an
den Eifelrennen verschlang sehr viel Geld. Die Autos waren den engen und
steilen Eifelstrassen nicht gewachsen und verlangten einen grossen Tross von
Mechanikern. |
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