Zu Beginn der 1990er erfolgte die
Abtrennung vom Mutterkonzern und die Gründung der VHB Industriebatterien,
die als Teil des britischen Mischkonzerns BTR im Werk Hagen bis in die heutige
Zeit spezielle U-Bootbatterien für die deutsche Bundesmarine und für
ausländische Kunden produziert und vertreibt. Weltweit ist das Werk Hagen
der einzige Fabrikbetrieb, in dem seit 1904 fast ohne zeitliche Unterbrechung
derartige Batterien hergestellt werden. Der Bau und die Konstruktion von
U-Booten ist eng mit der technologischen Entwicklung von Batterien zur
Speicherung von elektrischer Energie verknüpft. In der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten verwendungsfähigen
Akkumulatoren. Um 1885 wurden in England, Frankreich und Rußland
erstmalig spezielle Batterien zum Antrieb von Elektromotoren in U-Boote
eingebaut. Zehn Jahre später hatten sich Bleibatterien als Energiequellen
für den elektrischen Antrieb bei Unterwasserfahrt weltweit
durchgesetzt. Adolph Müller, Generaldirektor der AFA
, verfolgte die Entwicklung von U-Booten und nahm 1904 die Produktion solcher
Batterien auf. Im Frühjahr des Jahres lieferte die AFA
eine aus Triebwagenzellen entwickelte Batterieanlage für das U-Boot
"Hajen" der schwedischen Marine. |
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Im Sommer 1904 bestellte die
Germaniawerft bei der AFA vier Batterieanlagen für drei
russische Boote sowie für das erste deutsche U-Boot SM U 1. Die Werft
bestand jedoch auf der Lieferung von Watt-Torfbatterien, die weniger
leistungsfähig als die von der AFA zu dieser Zeit bereits
an die schwedische, amerikanische und italienische Marine gelieferten
Akkumulatoren in Großoberflächenbauweise waren. Sämtliche
U-Bootbatterien der AFA wurden bis auf wenige Ausnahmen
ausschließlich im Stammwerk Hagen hergestellt, wo eine eigene
U-Boot-Abteilung eingerichtet worden war. Bis zum Ausbruch des Ersten
Weltkriegs im August 1914 war die AFA der einzige Lieferant
der kaiserlich-deutschen Marine sowie im Einflußgebiet der K.u.K.
Monarchie. Darüber hinaus zählten auch zahlreiche ausländische
Marinestreitkräfte zu den Abnehmern von U-Bootbatterien. Im
internationalen Vergleich gehörte die AFA daher zu den
leistungsfähigsten Produzenten und Lieferanten für U-Bootbatterien.
In den ausländischen Tochterfirmen der AFA wurden ab 1909
eigene "U-Boot-Abteilungen" eingerichtet, so zum Beispiel in Stockholm, St.
Petersburg, Mailand und Wien. Im zaristischen Rußland beherrschte der
AFA -Konzern den Absatzmarkt für U-Bootbatterien seit
1910 vollständig. Auch in Schweden war die AFA das
führende Unternehmen auf diesem Rüstungssektor. Unmittelbar vor
Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte die AFA im
Exportgeschäft außerdem vertragliche Regelungen mit den weltweit
leistungsstärksten Konkurrenzunternehmen der AFA , die
britischen Chloride und die amerikanische Exide, abschließen. Deshalb war
der Weltmarkt für U-Bootbatterien im Sommer 1914 zwischen diesen drei
Hauptlieferanten aufgeteilt worden. Der Erste Weltkrieg machte die
wirtschaftspolitischen Planungen der AFA unter Adolph
Müller zunichte. Bis auf die Tochterfirmen in den skandinavischen
Ländern sowie in Spanien verlor die AFA bis 1919
sämtliche Werke in Italien, Rußland, Großbritannien und in
Südosteuropa. |
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Nach dem für das Deutsche Reich
verlorenen Ersten Weltkrieg und dem durch den Versailler Vertrag 1919
auferlegten Bauverbot für deutsche U-Boote mußte die
AFA sich in ihrer Rüstungsproduktion auf
Exportaufträge beschränken. Über das 1922 von deutschen
Werftfirmen gegründete "Ingenieurskaantor voor Scheepsbouw" im
niederländischen Den Haag sowie aufgrund von Aufträgen durch
ausländische Seestreitkräfte konnte die AFA dennoch
ihre Entwicklungsarbeit auf diesem Gebiet fortsetzen. Von den
AFA -Tochterfirmen in Spanien, Norwegen und Schweden, aber
auch durch das deutsche AFA -Werk im westfälischen Hagen
wurden in den 1920er Jahren zahlreiche U-Bootbatterien hergestellt und zum
Beispiel an Chile, Argentinen, Schweden, Norwegen, Italien, Spanien, Japan und
die Sowjetunion geliefert. Die AFA war in diesem Zusammenhang
- ähnlich wie deutsche Firmen für Diesel- und Elektromotoren -
zwischen 1925 und 1933 maßgeblich am Aufbau der sowjetischen U-Bootflotte
beteiligt. Aus Geheimhaltungsgründen erhielten die im Werk Hagen
hergestellten Batterien und Bauteile keine Herkunftsmarkierungen. Im
Zweiten Weltkrieg mußte die AFA aufgrund der hohen
Lieferanforderungen der Kriegsmarine neben ihrem Hauptwerk in Hagen und der
bereits seit 1938 im Aufbau begriffenen Fabrik in Hannover, im Frühahr
1943 in Posen ein weiteres Großwerk in Betrieb nehmen. Weitere geplante
Werke, z.B. in Wien und Mülhausen, kamen 1944 nicht mehr zum Anlauf.
Trotz der vermehrten Luftangriffe, die vor allem das AFA -Werk
in Hagen schwer in Mitleidenschaft zogen, sowie den Versorgungsproblemen durch
den im Kriegsverlauf ansteigenden Rohstoff- und Energiemangel konnen die drei
AFA -Werke im Herbst 1944 kurzzeitig bis zu 80 U-Bootbatterien
monatlich abliefern. Neben U-Bootbatterien produzierte die AFA
vor allem auch Torpedobatterien und ab Sommer 1944 auch Spezialbatterien
für die deutschen Kleinst-U-Boote "Seehund", "Hecht", "Biber" und "Molch".
Der Umsatz des AFA -Konzerns hatte sich vor allem durch die
Marinerüstung zwischen 1939 und 1945 fast verzehntfacht. Im Sommer
1943 mußte der deutsche U-Bootkrieg, die "Schlacht im Atlantik", aufgrund
der ansteigenden Verlusten schlagartig abgebrochen werden. Die Hauptursache
für diese militärische Niederlage der deutschen U-Boote waren die
unzureichenden technischen Möglichkeiten der hauptsächlich
eingesetzten Bautypen VII und IX, die eigentlich nur Tauchboote darstellten.
Einmal getaucht, konnten die Boote aufgrund ihrer geringen Fahrgeschwindigkeit
sowie den unzureichenden Batteriekapazitäten den gegnerischen
Abwehrmaßnahmen unter Wasser nur schwer entkommen. Von den Alliierten war
zudem die U-Bootabwehr seit 1941 durch das Unterwasserortungsgerät ASDIC
und Radar verbessert worden. Eine seit Anfang 1943 fast lückenlose
Luftüberwachung durch viermotorige Langstreckenmaschinen ermöglichten
den Alliierten vermehrt die Entdeckung und Zerstörung von U-Booten, die
zur Ladung ihrer Batterien auftauchen mußten. Zugleich war in England der
geheime Enigma-Code der deutschen Wehrmacht entschlüsselt worden, so
daß die britische Admiralität relativ genau über die
Operationen und Planungen der deutschen U-Bootführung informiert war.
Im Sommer 1943 setzte die deutsche U-Bootführung ihre Hoffnung auf die neu
entwickelten U-Boottypen mit einem luftunabhängigen
"Walter-Gasturbinenantrieb". Diese U-Boote ermöglichten eine nahezu
ständige Unterwasserfahrt mit hohen Geschwindigkeiten und bedeuteten eine
Revolution in der U-Bootkriegsführung. Der Bau solcher U-Boote wurde
jedoch durch die unzureichende Zulieferung von speziellen Treibstoffen
verhindert. |
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In dieser Situation entstanden im
Sommer 1943 auf Grundlage des strömungsgünstigen Designs der
"Walter-U-Boote" die sogenannten "Elektro-U-Boote" der Typenklassen XXI
(Hochsee) und XXIII (Küstengewässer und Nordsee). Diese Boote
verfügten über eine vergrößerten Batterienanlage, beim Typ
XXI mit 236 Tonnen Gewicht und 372 Einzelzellen des Bautyps
AFA 44 MAL 740. Beide U-Bootklassen stellten aufgrund ihrer
Eigenschaften wie Geschwindigkeit und Tauchzeit die ersten wirklichen
Unterwasserboote dar. |
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Aus der "AfA"-Batteriefabrik entstand
"Varta". "Afa" war der Kern der Industriegruppe um die Familie Quandt. Begonnen
hatte der Aufstieg der Quandt`s aus Pritzwald in Brandenburg zu Kaiser
Willhelm`s Zeiten durch den Kauf einer Tuchfabrik. Eine vorausschauende
Investition, das Deutsche Reich brauchte große Mengen an Uniformen
für die Streitkräfte. Auch nach dem verlorenen Weltkrieg I war der
Bedarf an neuen Uniformen groß, alte gab es ja kaum noch. Dem Aufstieg
der Nationalsozialisten brachte Quandt nur mäßige Sympathie
entgegen. Dagegen waren private Kontakte schon stärker, schließlich
heiratete Magda Quandt nach ihrer Scheidung von Günther Quandt im Dezember
1931 den Propagandachef Joseph Goebels. Am Kriegsende brachte sich Magda und
ihre 6 Kinder selbst um. Im Dritten Reich stieg der Unternehmer Quandt
schnell nach Oben und wurde "Wehrwirtschaftsführer". Die Profite stiegen
kräftig, denn Quandt`s Fabriken lieferten Munition, Gewehre,
Geschütze und mit der "Afa" auch Batterien von höchster Qualität
für die U-Boote. Heute ist die Familie Quandt immer noch eine
Milliardärsfamilie mit Macht. Varta ist zerschlagen, Delton
ausverkauft, Altana gespalten. Was bleibt da den Quandts?
Natürlich BMW. 1959 hatte Herbert Quandt ca. 50% der BMW-Aktien
übernommen und dadurch die fast-Pleite der Firma verhindert. Mit Eberhard
von Kuenheim wurde ein Macher zum Lenker der BMW wieder in die Spitzengruppe
brachte. Doch beim Kauf des britischen Rover-Konzerns versagte das
unternehmerische Gefühl von v. Kuenheim. Die Milliardenverluste
gefährdeten 1999 die gesamte BMW-Gruppe. Der Vorstand wurde geschaßt
(Pischetsrieder, heute VW) und das Roverabenteuer glimpflich beendet. Waren
die Vorfahren wie Emil, dessen Sohn Günther und Enkel Harald und Herbert
Quandt noch Gründer und Konzernlenker, so sind die heutigen Quandts nur
noch Dividendensammler in der eigenen "Seedamm Vermögensverwaltung GmbH".
Wie sagte schon Bismarck: die erste Generation baut das Unternehmen auf, die
zweite verwaltet und die dritte studiert Kunstgeschichte. |
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