Die Geschichte von
Schering |
1851 |
Ernst Scheríng kauft die Schmeissersche
Apotheke in Berlin (Chausseestrasse 17)und nennt sie um in "Grüne
Apotheke" |
1864 |
Schering erhält die Bauerlaubnis
für eine chem. Fabrik auf dem Grundstück Müllerstrasse 171. Die
Firmenadresse wird Fennstrasse 11, Berlin-N. |
1866 |
Ernst Schering beteiligt sich an der
Gründung der Deutschen Chemischen Gesellschaft und wird bis 1880 deren
Schatzmeister. |
1870 |
In vielen europäischen Städten gibt es
schon Verkaufsstellen für die Schering-Produkte. Im
deutsch-französichen Krieg erhält Schering den Auftrag zur
Medikamentenversorgung der Armee. |
1871 |
Die Firma heisst nun "Chemische Fabrik
auf Actien (vorm. E. Schering)" und behält den Namen bis 1927. Das
Gründungskapital beträgt 500 000 Taler, der Umsatz im ersten Jahr 616
000 Taler bei 60 Arbeitern und 4 Angestellten. Schering ist das einzige
Vorstandsmitglied und erhält 15 % vom Gewinn als Tantieme. In der
neuen Fabrik werden u.a. Jod- und Bromverbindungen für medizinische und
fotografische Zwecke hergestellt. |
1872 |
Das Kapital wird auf 1.3 Mill Taler erhöht und
ein neues Fabrikgebäude gebaut.Hierfür werden 100 000 Taler als
Hypothek aufgenommen. |
1873 |
Nach dem deutsch-franz. Krieg kommt
eine Wirtschaftskrise |
1876 |
Schering zahlt wieder Dividende (0.5
%). Es wird die Firma Schering & Glatz in New York gegründet. |
1877 |
Schering überlegt sich auch selbst
Forschung zu betreiben. |
1878 |
Schering wirbt für
Chloral-Chloroform und Chloralhydrat nach Oscar liebreich und Chininsulfat,
Salicylsäure und Fleisch-Pepton nach Sanders. Diese werden durch
künstliche Verdauung von Fleisch durch Ochsenpankreas gewonnen. |
1879 |
Schering erhält die goldene
Staatsmedaille des Königlichen Handelsministeriums anlässlich der
Berliner Gewerbeausstellung. Mit der Salicylsäureproduktion wird
begonnen. Die Firma erhält ausserdem ein Patent auf "Herstellung von
Gerbsäure in kristallähnlicher Form". In Charlottenburg wird ein
Gelände von 21 000 qm erworben und Schering gründet einen Fond zur
Altersversorgung invalider Arbeiter als Pension. Die Belegschaft umfasst nun
180 Arbeiter und 20 Angestellte. |
1881 |
Schering beteiligt sich mit einem
Anschluss am Berliner Fernsprechnetz. |
1882 |
Schering verlässt den Vorstand und
wird Aufsichtsrat. Für langjährige Mitarbeiter wird eine
Jubiläumsstiftung gegründet. Jeder Mitarbeiter, der 20 Jahre
ununterbrochen bei Schering arbeitete, soll 100 RM erhalten. |
1883 |
Ein analytisches Kontrollabor wird unter der
Leitung von Eugen Schobig errichtet. Dieser leitet das Labor bis 1931 (!)
Durch die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung steigt der
Umsatz. |
1885 |
Schering`s Betriebsleiter waren alle
Apotheker, jetzt wird ein Ingenieur zu deren Unterstützung eingestellt. Am
20. März wird zu Ehren Bismarcks ein Fackelzug durchgeführt. Schering
beteiligt sich mit 1000 Fackeln daran. Die Fackeln sind 1.5 m lang und eine
Spezialität von Schering, die besonders bei der Eisenbahn eingesetzt
werden. Zum ersten Male werden 3 Arbeiter mit je 100 RM für ihre
20-jährige Dienstzeit geehrt. |
1887 |
Der Chemiker Fritz Günther
entwickelt ein Verfahren zur Herstellung von Kokain, das zur Schmerzlinderung
eingesetzt wird. Die Produktpalette von Schering umfasst u.a.:
Schwefelsäure, Natronlauge, Soda, Brom, Farbe, Alkohol, Ammonikak, Benzol,
Desinfektionsmittel, Jodoform, Filterpapiere, Magnesiumfackeln. Die
Dividende beträgt 24%. |
1888 |
Das erste wissenschaftliche Labor nimmt
die Arbeit auf. In Russland wird eine AG mit 200 000 Rubel Kapital
gegründet. Ausserdem wird das Grundkapital der deutschen Schering AG auf 3
Mill RM erhöht, um ein neues Verwaltungsgebäude zu bauen. Der
Backsteinbau wird "Rotes Schloss" genannt und 1890 bezogen. |
1889 |
Ernst Schering stirbt mit 65 Jahren am 27.
Dezember. Seine Firma wird Mitglied des "Zentralvereins für das Wohl
der arbeitenden Massen in Deutschland". |
1890 |
Die erste pharmazeutische
Spezialität - das Verjüngungsmittel und spätere Gichtmittel
Piperazin - wird hergestellt. |
1892 |
In Europa gibt es eine
Cholera-Epidemie. Robert Koch und Rudolf Virchow initiieren die Hygiene
für Jedermann. Schering weitet sein Geschäft auch wegen dieser
Epidemie aus. Die Arbeitszeit beträgt 10 Stunden an Wochentagen und 8
Stunden am Samstag. |
1893 |
Schering gründet eine
bakteriologische Abteilung. Gleichzeitig beginnen Arbeiten um
Formaldehyd-Produkte zur Desinfektion zu gewinnen. |
1894 |
Hans Aronson beginnt mit der
Herstellung des Diphterie-Heilserums. Phenokoll und Salokoll werden gegen
Rheume und Fieber verkauft. |
1895 |
Urotropin feiert grosse Erfolge in der Behandlung
der Harnwege. Die Polizei gibt die Erlaubnis Schiessbaumwolle herzustellen.
|
1898 |
Durch den Krieg zwischen Spanien und
USA erhöht Schering die Produktion von Desinfektionsmitteln. |
1900 |
Als erste Abteilung wird Lager und Versand mit
einer Haustelefonanlage für 20 Sprechstellen ausgestattet. |
1905 |
In Moskau (1905) und in Wydriza (1907) wird die
"Russische Schering AG" gegründet. Beide Fabriken beschäftigen 1000
Mitarbeiter |
1912 |
Im Werk Charlottenburg wird ein neues
Kraftwerk gebaut. Die Pensionskasse wird in eine Arbeiter- und
Beamtenpensionskasse aufgeteilt. Die Arbeitslöhne werden um 15 %
erhöht, die Arbeitszeit auf 9 Std gesenkt. |
1913 |
Es arbeiten nun 935 Arbeiter, 112 Meister und 180
Angestellte für Schering. Durch dne Kriegsausbruch 1914 gehen die
russ. Fabriken verloren. |
1917 |
Im Deutschen Reich herrscht eine
Hungersnot ("Steckrübenwinter"). Die USA verabschieden den "Trading with
the Enemy Act" der die Beschlagnahme von deutschen Auslandsvermögen
ermöglicht. 1918 werden daraufhin 49 Patente und 34 Warenzeichen
beschlagnahmt. Mehrere Betriebe wurden wegen Rohstoffmangels stillgelegt. Mehr
als ein Drittel der Belegschaft leistet Kriegsdienst. Die Firma eröffnet
eine Kantine um der Nahrungsmittelnot zu begegnen. Es gibt nun einen
Tarifvertrag zwischen den Arbeitgebern der chem. Industrie und den
Gewerkschaften. Die Arbeitszeit wird auf 48 Std. pro Woche gesenkt. |
1922 |
Die 1890 gegründete
"Oberschlesische Kokswerke und Chemische Fabrik AG" erwirbt die Aktienmehrheit
von Schering. Bemerkenswert ist, dass nun auch 2 Arbeitnehmervertreter im
Aufsichtsrat sitzen. Die Belegschaft umfasst nun 2400 Arbeiter und 400
Angestellte. |
1923 |
Die Hyperinflation zerstört alles.
Der Aktienkurs beträgt 52 000 RM und der Gewinn liegt bei 286 Trillionen
RM. Die Dividende liegt bei knappen 2 Billionen%. |
1927 |
Die 1918 als Spritreinigungsanstalt gegründete
C.A.F. Kahlbaum GmbH und Schering fusionieren zu Schering-Kahlbaum AG. |
1932 |
Die Firma Schuster&Wilhelmi in
Reichenbach (Oberlausitz) wird übernommen. Die Fa. Voigtländer
übernimmt das Schering-Fotogeschäft. Als direkte Folge der
Wirtschaftskrise wird Samstags nicht gearbeitet. Bei Schering sind 3084
Arbeiter und 1536 Angestellte beschäftigt. |
1933 |
Der Dollar wird stark abgewertet.
Gregor Strasser, Vorsitzender der Reichsfachschaft der Pharmazeuten, wird nach
dem Verlust aller NS-Parteiämter Vorstandsmitglied bei Schering. Er wird
am 30.6.1934 anlässlich des Röhm-Putsches ermordet. |
1934 |
Schering feierte wissenschaftliche Erfolge:
Östrogen (Progynon) und das männliche Sexualhormon (Testoviron)waren
erforscht und die Beipackzettel der Medikamente deuteten schamhaft auf den
Zweck hin. |
1937 |
Die "Kokswerke und Chemische Fabrik AG"
erwirbt das gesamte Vermögen der Tochter Schering-Kahlbaum und nennt sich
nun "Schering AG". Es wird eine Stimmrechtsbeschränkung beschlossen um
eine eventuelle Übernahme durch die
I.G.Farben zu erschweren. Die
Urlaubszeit wird verlängert: Berufsanfänger erhalten 6 Tage,
Mitarbeiter ab dem 10. Dienstjahr 15 Tage, bis zum 40. Dienstjahr 21 Tage und
danach 24 Tage im Jahr. Der Betriebssport wird gefördert, die Deutsche
Arbeitsfront erwartet dass sich jeder sportlich betätigt. Lehrlinge sind
verpflichtet mindestens 1 Stunde pro Woche Sport zu betreiben. |
1938 |
Um Zoll- und Devisenprobleme mit
ausländischen Verbrauchern zu mildern, wird eine schweizer
Holdingsgesellschaft gegründet. Beim Kriegsausbruch umfasst Schering 30
ausländische Tochtergesellschaften und 20 Produktionsstätten. Mit
Kriegsausbruch werden die Schering-Firmen in Grossbritannien, Neeseeland,
Australien und Südafrika beschlagnahmt. |
1942 |
Schering wird in den USA, Brasilien, Mexiko und
Venezuela enteignet |
1945 |
Die Jaltakonferenz beschliesst die
Besetzung Mittel- und Ostdeutschlands durch Russland. Um Schering`s Interessen
zu retten, wird eine Zweigniederlassung in Braunschweig gegründet. Diese
wird erst nach dem Ende der Berlinblockade (11949) geschlossen. Am 29.April
ist Schering Niemandsland und wird von den sowjetischen Truppen besetzt. Alles
wird beschlagnahmt und abtransportiert. In den verbliebenen Westberliner Werken
arbeiten noch 643 Mitarbeiter. |
1947 |
Schering darf auf Anordnung der westl.
Alliierten wieder Kontakt zum Ausland aufnehmen. Fast alle ausländischer
Besitz wurde enteignet, besonders schwer war aber der Verlust aller Patente und
Warenzeichen. Der Name "Schering" darf ausserhalb Deutschlands nicht mehr
verwendet werden. Allerdings bricht in der sowjetischen Besatzungszone eine
Kartoffelkäferplage aus und die wird mit Hilfe von Scheringpräparaten
beseitigt. |
1948 |
Am 24.Juni verhängt die
Sowjetunion die Berliner Blockade. Die von den Westalliierten organisierte
Luftbrücke versorgen die Berliner mit allem was gebraucht wurde. Schering
verkauft die Concordia Bergbau AG für 4.6 Mio RM um Geld zu erhalten.
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1950 |
Der Umsatz beträgt nun 25 Mio DM,
davon schon 8.5 Mio DM aus Export. Es wird versucht durch juristische Schritte
an die angestammten Warenzeichenrechte zu kommen, doch vergebens. Es wird
deshalb versucht neue Warenzeichen einzuführen. |
1957 |
Die Schering Tochter wird für 29.1
Mio $ verkauft, Schering erhält hierfür keinen Pfennig, im Gegenteil
der US-Markt wird für Schering versperrt. Das deutsche
Betriebsverfassungsgesetz tritt in Kraft und regelt die Mitbestimmungsrechte
der Belegschaft. |
1958 |
Mexiko und Argentinien geben die
Schering Töchter wieder zurück - allerdings kostet das. |
1961 |
Das 1958 von Chruschtschow gestellte Ultimatum
führt dazu, dass aus Furcht vor einer Besetzung Westberlins alle
ausländischen Tochtergesellschaften auf die Holdinggesellschaft Duco AG in
Bergkamen übertragen werden. Damit soll im Fall der Fälle der
diplomatische Schutz der Bundesrepublik in Anspruch genommen werden. |
1966 |
Das Grundkapital wird auf ca. 14 Mio DM
erhöht. In Grossbritannien darf der Name "Schering" wieder benutzt werden
und in Italien werden die Vorkriegsgesellschaften wieder zurückgekauft.
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1971 |
Schering feiert das 100jährige
Jubiläum. In nun 33 Ländern bestehen wieder Tochtergesellschaften.
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1985 |
Der Umsatz der Schering-Gruppe liegt
über 5 Mrd DM, davon entfallen 82 % auf das Auslandsgeschäft. |