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Insull
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ein väterlicher Kapitalist und doch versagt
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Der Aufstieg und der Fall von ENRON gleicht fast dem der "Middle West Utilities" aus dem Jahre
1934. Damals brach auch fast über Nacht das gewaltige Energie-Imperium von Samuell L. Insull zusammen.
Beide Imperien fälschten Konten und manipulierten den Aktienkurs.
"Middle West" war ein künstliches Gebilde aus zahlreichen Firmen mit verketteten Aufsichtsräten. Die Verflechtungen waren
dabei so kompliziert, dass es fast 7 Jahre dauerte, bis die eigens eingerichtete "Federal Trade Commission" den Wirrwar lichten
konnte. Gegen die Aufdeckung halfen auch die vielen Parteispenden nichts oder die bezahlten Freunde aus Washington.
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Insull schlug vor, dass Kraftwerke 24 Stunden ohne Pause laufen sollten, um die hohen Fixkosten zu reduzieren. Hierzu
musste er die Menschen überzeugen mehr Energie zu verbrauchen. Er unterstützte/kaufte Firmen mit elektrischen Eisenbahnen,
er finanzierte den Betrieb von elektrischen Fahrstühlen und propagierte das "Gesamt-Elektrische-Haus". Er führte auch den
Begriff "mass production" ein und meinte hiermit den Bau von überregionalen Kraftwerken zur Versorgung ganzer Städte und Regionen.
Die Idee war anfürsich gut, aber die Finanzierung zu trickreich. In den 1930er Jahren wurden die "Power Trusts" als Kraken
bezeichnet, die den USA Energiemarkt nach ihren Willen manipulierten.
"Middle West" wurde 1912 in Chicago gegründet, 31 Jahre nachdem Insull von London nach den USA auswanderte. Während Edison
die Technik lieferte um Strom zu erzeugen, erfand Insull ein Geschäftsmodell, das eine reine Geldmaschine wurde.
Zuerst leitete er den Schenectady Power Plant in N.Y., dann zog er nach Chicago, machte sich 1892 selbständig und gründete die "
Commenwealth Edison Co." durch den Zusammenschluss von kleineren Kraftwerken.
Insull`s Gesellschaften bauten sich wie Pyramiden auf, die eng verflochten waren und Kraftwerke, Baugesellschaften und Hersteller
von Elektrogeräten umschlossen.
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"Middle West" überstand den Börsenkrach von 1929 sehr gut. Die Firma konnte es sich sogar leisten
50 Millionen $ an die Stadtverwaltung zu geben,
damit Lehrer und Polizisten bezahlt werden konnten.
Aber "Middle West" hatte eine Achillesferse - die in den Boomjahren 1920 aufgenommenen hohen Schulden. Nach dem Börsenkrach
wurde noch mehr Geld benötigt. Fast jede Bank hatte schon Kredite gegeben - bis auf die N.Y. Banken. Um die machte Insull einen
grossen Bogen, was die ihm nie verziehen. Gab die eine Bank nichts mehr, holte man es sich von der Nachbarbank.
1932 klagte der Präsidentschaftskandidat Franklin Roosevelt das Insull Imperium an sein Reich künstlich aufzublähen und wertlose
Bonds zu verkaufen. "Middle West" und seine 284 Untergesellschaften wurden unter staatliche Beobachtung gestellt. 1934/1935
wurden dann spezielle Gesetze verabschiedet, die die grossen Energietrusts aufbrechen sollten und den Aktionären Klarheit über
die Finanzen der Gesellschaften geben sollten.
Nach dem "Middle West" sich in Luft auflöste, floh Insull nach Griechenland, wurde dort verhaftet und an die USA ausgeliefert.
Er wurde in 3 Prozessen freigesprochen, verlor aber sein gesamtes Vermögen von ca. 130 Millionen $. Er hatte sein Geld
komplett in "Middle West" investiert.
Anders als bei ENRON verlor Insull alles, die ENRON Manager machten noch schnell Kasse bevor das von ihnen zerstörte
Unternehmen Pleite ging. Insull ging mit seinem Schiff unter - ein richtiger Kapitän.
Die ENRON Manager verhielten sich dagegen wie Ratten, die schnell das Schiff verliessen, bevor es sank.
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