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E. Baensch Jun.
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Großdruckerei in Magdeburg
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Emanuel Baensch war Kommerzienrat, Gründer einer Großdruckerei und
Stadtverordneter von Magdeburg. Er wurde 1857 geboren.
Magdeburg hat eine bewegte Geschichte. Die Stadt ist die Wiege des Deutschen Reiches
durch Otto I. Und Otto von Guericke sorgte durch die Forschungen und Entdeckungen
über das Vakuum, daß Magdeburg auch eine Stadt der Wissenschaft war. Das ehemalige
Schiffshebewerk dokumentiert den hohen Stand der Technik und des Handels. Magdeburg
war eine hoch militärisch gesicherte Stadt, deshalb hatte der letzte deutsche Kaiser
die gesamten Schätze im 19. Jhd. in Magdebug aufbewahrt.
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Bestell-Nr.: D125e
100 Reichsmark
Preisliste
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Bestell-Nr.: D125f
100 Reichsmark, Vorzugsaktie
Preisliste
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Bestell-Nr.: D125g
100 Reichsmark
Preisliste
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Eine solche Position, wie sie Emanuel Baensch erreichte, geht nur mit
einem entspr. finanziellen Hintergrund. Bei ihm stand im Hintergrund
die Buchdruckerei "Baensch".
Die Druckerei wurde 1826 in Magdeburg durch Übernahme der 1817 von
seinem Schwager Karl Strube errichteten Buchdruckerei gegründet. Die
Buchdruckerei wurde unter dem Namen E. Baensch jun. fortgeführt.
Nach dem Tode von Emanuel gründete sein Sohn 1878 die
"Emanuel Baensch Stiftung". Das Stiftungskapital betrug 6.000 Mark und
wuchs später auf 50.000 Mark. Emanuel Baensch wurde 1789 in Quedlinburg
geboren und starb 1864 in Magdeburg. Er hatte 12 Kinder - fast normal zur
damaligen Zeit. Einer seiner Söhne - Eugen Robert Baensch, geb. 1829 und
gest. 1863 - führte die Druckerei fort. Aber nicht nur Eugen, sondern
fast alle der 12 Kinder waren im Druckgewerbe tätig und arbeiteten in
bekannten Buchdruckerein in Leipzig, Dresden und Berlin.
Friedrich Robert Emanuel Baensch, ein Sohn von Eugen, baute den
Familienbetrieb zur Großdruckerei im mitteldeutschen Raum aus, die 1923
dann eine Familen-AG wurde. Als 1878 Emanuel Baensch die Firma übernahm,
bestand diese aus einer Buchdruckerei und einem Verlag. Die technische
Ausrüstung bestand aus 2 Gasmotoren, einer Rotationsmaschine und
18 Pressen.
Emanuel Baensch lernte das Buchdruckerhandwerk von 1876 - 1877
in Hannover. Von seiner früh verstorbenen Mutter übernahm er 1878 die
Druckerei und erweiterte das Unternehmen um geschichtliche und
geneologische Übersichtswerke. Außerdem führte er Urkundenbücher
für das Staatsarchiv. Auf Grund seiner Leistungen wurde Baensch der Vorsteher
der Stadtverordneten (seit 1894 im Stadtrat) und erhielt 1905 den
Titel "königlich preußischer Kommerzienrat". Sogar eine Straße wurde
in Magdeburg nach ihm genannt.
Kommerzienrat Baensch hatte wiederum 2 Kinder. Robert Emanuel (geb. 1884,
1917 im Weltkrieg I in Frankreich gefallen als Leutnant des Magdeburger
Artillerie-Regiments Nr. 4) und Ruth Baensch (geb. 1888, gest. 1945).
1932 betrug das Grundkapital der Firma 420.000 RM und war aufgeteilt im
Familienverbund mit 375.000 RM. Ein zusätzlicher Aktionär der bis 1945 im
Vorstand arbeitete und später Direktor der Dresdner Bank in Hannover wurde,
hielt den Rest.
Die Großdruckerei E. Baensch jun. war mit moderner Technik
ausgerüstet. Offset- , Steindruck-, Buchdruck- und Tiefdruck wurden
durchgeführt. Emanuel Baensch führte als sozial denkender
Unternehmer 1888 eine Hauskrankenkasse mit Sterbe- und Witwengeld
ein und 1903 ein Erholungsheim im Solebad Salzolmen.
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Nach dem Tode des Kommerzienrates übernahm dessen Tochter Ruth die Leitung.
Wie viele deutsche Unternehmer hatte auch Ruth für "Führer, Volk und
Vaterland" eine 200.000 RM große Hypothek bei der "Magdeburger
Lebensversicherung" eintragen lassen. Diese wirkte sich bis zur
deutschen Widervereinigung 1990 negativ aus. Nach 1945 wurde der Betrieb
durch die beiden Kinder von Ruth fortgeführt. 1953 wurde die Firma durch den
"Arbeiter- und Bauernstaat" enteignet. Dieser Staat konnte mit seiner
staatlich zensierten Presse ohne Probleme mißliebige Bürger verunglimpfen.
Hierzu ein längerer Auszug aus der "Volksstimme Magdeburg" vom 16.5.1953
mit dem Titel "Wirtschaftssaboteuren wurde das Handwerk gelegt".
"Charlotte Uhlig, Inhaberin der gleichnamigen Papierwarengroßhandlung, und
ihr im Betrieb als Prokurist tätiger Schwiegersohn Kurt Bartels haben seit
Jahren Hunderte Tonnen bewirtschaftete Papierwaren der Planwirtschaft
entzogen. Damit trieben sie einen großangelegten Schwarzhandel,
selbstverständlich zu Überpreisen. Daher hatten also HO und Konsum in
Magdeburg zeitweise keine Tüten und kein Einwickelpapier für ihre Kunden.
Die Überprüfung dieser Großhandelsfirma, deren durchschnittlicher Monatsumsatz
100.000 Mark betrug, ergab u.a., daß auch die DruckereiBaensch
größere Mengen bewirtschaftetes Papier ohne Bezugsberechtigung erhalten hatte.
Deshalb wurde auch die Druckerei überprüft, deren Hauptaktionär
Frithjof Tamms durch Steuerbetrug und andere Finanzmanipulationen den Betrieb
ursprünglich von 80 auf 300 Beschäftigte erweiterte. Trotz seines großen
Vermögens schuldete er dem Staat rund 200.000 Mark Steuern. Er hatte
150.000 Mark Schulden bei der Sozialversicherung. Das waren die Beiträge
der Arbeiter und Angestellten. Er benutzte sie als persönlichen zinslosen
Kredit, womit er weitere Profite scheffelte. Für Vermittlung von
Papierbezug ohne Berechtigung warf Tamms allein 1952 50.000 Mark
aus, alles auf Kosten des schaffenden Volkes. Im Betrieb wurden unheimlich
große Mengen Papierwarenbestände, zum Teil auf dem Boden und im Keller
versteckt gefunden. Diese hätten ausgereicht den Papierbedarf
der Stadt Magdeburg auf Monate hinaus zu decken....
Doch, unrecht Gut gedeihet nicht. Tamms sitzt verdientermaßen hinter
schwedischen Gardinen."
Tja, eine Diktatur und Mangelwirtschaft hat es immer schon verstanden
die eigenen Fehler anderen zuzuschieben.
Unter Kommerzienrat Emanuel Baensch erweiterte sich das Unternehmen ständig:
- 1878, Verlagsbuchhandlung
- 1879, mechanisierte Buchbinderei
- 1882, Druck mit Lichtätzung
- 1883, Schriftgießerei für Plakatschriften
- 1890, Einführung Dreifarbendruck
- 1900, Einführung Galvanografie
- 1901, Rotations- und Lichtdruck, Musikaliendruck
- 1914, Tiefdruck und Offsetdruck
Um 1890 hatte das Unternehmen ca. 180 Mitarbeiter. Neben Büchern, wurde die
Zeitung "Magdeburger Anzeiger", mehrere Amtsblätter und etliche Wochen-
und Monatsschriften gedruckt.
Auf den Aktien des Unternehmens ist im Hintergrund ein Pferd zu sehen - das
weiße Rössl. Das weiße Rössl basiert auf dem Kauf des Hauses
"zum weißen Roß" 1833.
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