|
Betrug mit und ohne Aktien
Alte historische Aktien und Wertpapiere als Zeitzeugen
|
Die Gier nach Macht und Geld ist so alt wie der Mensch.
Ideen anderen Menschen das
Geld aus der Tasche zu ziehen
gab es und gibt es immer noch genug - und wird es sicherlich auch in Zukunft noch geben.
Der Werbeslogan der deutschen
Sparkassen "Haste was, biste was" aus den 70er Jahren ist immer noch aktuell. Die
"Aussicht" auf Gewinn muss nur
gross genug sein, die Zeitungen und sogenannte Experten müssen nur genug
darüber
berichten und die eigene
Cleverness muss herausposaunt werden können -
dann ist der nächste Betrug schon am
Laufen.
Ob Tulpenspekulation in Amsterdam, ob Silberspekulation der Gebrüder Hunt,
der Neue Markt, der
Panamakanal,
der Betrug bei Enron, die Ölspekulation der
Metallgesellschaft
oder Cornfeld mit der IOS - die
Gier nach Geld und Reichtum ist allgegenwärtig.
Deutsche Beispiele sind: Schneider (Manipulation von Kreditunterlagen),
Balsam (Betrug, Bilanzmanipulation),
HypoVereinsbank (Bilanzmanipulation), Flowtex (Betrug, Bilanzmanipulation).
|
|
Hier sind die Stories über
|
|
Die Tulpenspekulation in
Holland
|
|
Eine der gewaltigsten Spekulationen fand zwischen 1633 und
1637 in Holland statt.
Und zwar mit der schönen Tulpenpflanze.
Ein Haus mit Garten für eine Tulpenzwiebel. Ein Müller verkaufte seine Mühle
für eine Zwiebel der Art "Mère brune". Eine ganze Brauerei wurde für eine
Zwiebel verkauft und an Stelle einer Mitgift wurden Zwiebeln akzeptiert.
Die Tulpe in Holland ging auf den Diplomaten Ogier Ghiselin de Busbecq zurück.
Er war Gesandter der Habsburger am Hofe Suleimans des Prächtigen.
Er sandte 1554 eine Sendung Tulpenzwiebel an den Wiener Hof Kaiser Ferdinands I.
Carlos Clusius, dem
Der Leiter des botanischen Gartens "Hortus Botanicus" in Leiden brachte 1593 die
Tulpe nach den
Niederlanden. Im Fruehjahr 1594 blühte dort die erste Tulpe. Zunächst wurde
die Tulpe eher als Beischmuck fuer den Garten betrachtet. Dann begannen
Anfang des 17. Jahrhunderts holländische Züchter damit, verschiedene Arten von Tulpen zu
kreuzen. Es gelang, aus einfarbig roten, weissen oder gelben Blumen bunte
Prachtexemplare zu zaubern. Die Züchter genossen ein hohes Ansehen und es
entstand ein regelrechter Wettbewerb um besonders schöne und ausgefallene Tulpen.
Holland hatte schon immer reiche Kaufleute - und die liebten als Statussymbol die Tulpe.
Es gab damals schon mehr als 130 Arten. So schön die Blume aussieht,
in der Vase hält
sie nicht lange. Die Tulpe war zwar nicht selten, aber doch knapp. Und deshalb stiegen
die Preise über Jahre ständig an.
Alle wollten am in Aussicht gestellten Reichtum partizipieren.
Und da das ganze Manöver inoffiziell war und die Züge eines
verbotenen Glücksspiels
trug, war es um so verlockender. Ein Netz von mehr oder weniger bekannten, geheimen
oder fast öffentlichen "Handelshöhlen" überzog damals Holland.
Irgendwann rief der Preisanstieg die ersten Geschäftemacher auf den Plan. Diese
interessierten sich nicht
wirklich für die Tulpe als schöne Pflanze, sondern nur für
die steigenden Preise.
Der schnelle Weiterverkauf der Tulpenzwiebeln mit hohen Gewinnen entfachte einen
Geschäftsrausch. Angeblich soll mit nur drei Tulpenzwiebeln 1633 ein ganzes Haus
bezahlt worden sein.
In dieser Anfangsphase der "Tulpenspekulation" kamen immer neue Sorten der
Tulpenzwiebel auf den Markt.
Ob daraus eine Tulpe wachsen würde, ob diese besonders schön sein
würde oder groß und
kräftig - hierfür interessierte sich niemand. Man kann spekulieren, ob mit dem Verkauf der Tulpen selbst überhaupt noch Geld verdient wurde, ob überhaupt noch eine Nachfrage nach den Blumen bestand oder diese anderweitig befriedigt werden musste - wenn das denn ging.
Nachdem Kaufleute, Händler und
Spekulaten die Tulpenzwiebeln kauften warfen nun "normale" Menschen (vom Bauern bis
zum Dienstmädchen) ihr Erspartes auf den Markt und stiegen auch bei
Tulpenzwiebeln
ein. Der Einstieg der "normalen Menschen" in die Spekulation ist das eigentliche
Katapult, welches die Preise nach oben schiesst. Die Gier auch etwas vom Kuchen
abzubekommen, ist Triebfeder für viele persönliche finanzielle Katastrophen.
Große Mengen Geld, häufig zusammengekratzt oder geliehen, strömten
in den Tulpenmarkt.
Hier hatte man Gewinnphantasien, die jeglichen Lohn durch Arbeit unsinnig erscheinen
ließen.
Kostete eine Zwiebel am Anfang der Hausse noch einen Gulden, so mussten wenig spaeter
1.000 Gulden und mehr gezahlt werden.
Die Preise stiegen und stiegen, alle gewannen und es sprangen immer mehr auf den
"fahrenden Zug" um auch einen Anteil am leicht verdienten Reichtum zu erhalten.
Dies sollte ewig so weitergehen und niemand konnte oder wollte sich ein Ende dieses
Wahnsinns vorstellen.
Schon bald gab es ein Tulpen-Gesetz zum Schutz der Händler (allein die Beschädigung
von Tulpenzwiebeln wurde mit Gefängnis bestraft), Tulpen-Notare,
Tulpenzwiebel-Versteigerungen. Die Spekulanten suchten sich in teilweise handgemalten
Katalogen die gewünschte Tulpensorte aus und erwarben Kontrakte, die zum Kauf einer
gewissen Menge Tulpen-Zwiebeln zu einem bestimmten Preis nach Ablauf von drei, sechs
oder neun Monaten berechtigten. Mit diesen Optionsgeschäften konnte der
Kapitaleinsatz innerhalb weniger Wochen verzehnfacht oder auch verfünfzigfacht werden.
In den Jahren 1636/37 hatte das Tulpenfieber seinen Höhepunkt erreicht: Noch bevor
die Zwiebel ihre Blüte zeigte, wechselte sie bereits mehrmals den Besitzer. Egal ob
Adeliger, Bauer oder Dienstmädchen - jeder handelte mit Tulpenzwiebeln. Teilweise
wurden Haus und Hof verkauft, um Tulpengeschäfte zu machen.
Kostete eine Tulpenzwiebel der seltenen Sorte "Semper Augustus" im Jahr 1624 noch
1.200 Niederländische Gulden, so mussten im Jahr 1625 schon 3.000 Gulden
dafuer bezahlt werden. 1636 zahlte ein Käufer für eine Zwiebel dieser Art 4.600
Gulden, einen neuen Wagen und zwei graue Stuten mit Zaumzeug und Geschirr. Eine
Zwiebel der sehr seltenen Sorte "Vizekönig" wechselte fuer 24 Wagenladungen Korn,
acht Mastschweine, vier Kühe, vier Fässer Bier, 1.000 Pfund Butter sowie einige
Tonnen Käse den Besitzer. Im Jahr 1637 tauschte schliesslich ein Brauereibesitzer
drei(!) seltene Ziebeln gegen seine Brauerei in Utrecht ein - ein Gegenwert von rund
30.000 Gulden(!).
Da aber die Preise stiegen und neue Tulpen immer seltener wurden, registrierten die
Käufer nicht, daß inzwischen viele nahezu wertlose Tulpensorten
ge- und verkauft
wurden. (Die richtigen Spekulanten waren natürlich schon längst
ausgestiegen).
Eigentlich werden die Tulpenzwiebeln nur ca. 3 Monate im Jahr gehandelt,
nämlich in der Zeit nachdem sie ausgegraben wurden. Aber bei der Aussicht auf
dauerhaften Gewinn wurde der ganzjährige Handel auf Anrechtscheine mit
Teileinzahlung
und Zwischenhandel der Anrechte eingeführt.
Doch plötzlich stiegen die Preise nicht mehr. Der Kredit hingegen, mit dem
die Zwiebeln gekauft wurden, musste bezahlt werden. Erst verkauften die Cleveren und
als plötzlich auch das Dienstmädchen verkaufen wollte,
waren die Zwiebeln nichts mehr
wert. Im Februar 1637 war halb Holland ruiniert - der Tulpenschwindel war aus.
Auch der berühmte Maler Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669)
spekulierte mit
und verlor. Rembrandt musste Konkurs anmelden. 1657 wurde sein Haus versteigert.
Rembrandt selber starb verarmt im Jahr 1669.
Vielleicht wurde damals schon der Name "Dienstmädchenralley" geprägt.
Die Redensart "Schuster bleib bei deinen Leisten" traf hier absolut zu.
|
zurück zum Anfang
|
Die Spekulationsblase am
Neuen Markt (NEMAX) 2001
|
DAX und NEMAX kletterten im Maerz 2000 auf über 8000 Punkte.
Die Emmission der
T-Aktie und des Siemens-Ablegers Infineon und weitere 134 Neuemmissionen (IPOs)
sorgten für ungetrübte Stimmung. Die Investoren erzeilten
Rekord-Zeichungsgewinne
(z.B. Biodata 433%, Popnet 340%, Softline 322%, Pironet 232% oder OnVista 195%).
Doch Ende März 2000 traten die ersten Ermüdungszeichen auf. Die Mega-Emission
der "Lycos Europe AG" am 22. Maerz brachte keinen Zeichungsgewinn und bei ProDV,
einen Zeichungsverlust von 4,35%. Daraufhin wurden Boersenplaene gestoppt.
Gründe hierfür waren ueberzogenen Schaetzungen und Erwartungen der
Konsortialbanken
und immer duenner werdende Unternehmenstories. Auch die wohl kurioseste Ankuendigung
des Jahres scheiterte im April 2000. Die seit August 1999 bestehende
"Mallorca Lifestyle" wollte ebenfalls an die Börse. Der erwartete
Unternehmensumsatz
für 2000 belief sich auf 1,2 Mio. Euro bei einem Gewinn von 418.000 Euro.
Im Gründungsjahr lagen keine Umsätze sondern einen Verlust von
10.000 Euro vor.
Geschaeftsgegenstand des Unternehmens war die Uebernahme von Holding- und
Managementaufgaben, die Verwaltung eigenen Vermoegens und der An- und Verkauf von
Immobilien und der Betrieb von Erlebnisgastronomiestaetten auf Mallorca.
Oder anders ausgedrueckt: Das Unternehmen wollte eine Disco auf Mallorca kaufen
und betreiben. Als der Verkaufsprospekt erschien, hatte das Unternehmen noch
keinerlei Investitionen getaetigt. Dies sollte alles mit dem Geld der Aktionaere
beim Börsengang erfolgen. Ein exemplarisches Beispiel für viele der
Dot.com Firmen.
Im Maerz 2000 kamen die ersten öffentlichen Warnungen. Die amerikanischen
Finanzzeitschrift "Barron's" veröffentlichte eine Studie unter dem Titel
"Burning Up" (Geldverbrennung). 207 Unternehmen der Internet-Branche wurden untersucht
und in eine "Todes"-Rangliste eingestuft.
Die meisten untersuchten Internet-Firmen wiesen eine erschreckende Luecke
zwischen Boersenwert und betriebswirtschaftlicher Bewertung auf.
"Barrons" schaetze, dass 51 der untersuchten Unternehmen dämnächst
Pleite sind.
Der NEMAX verlor daraufhin Anfang April ueber 30 Prozent und notierte am 5. April bei
nur noch 5731. Und dann kam in Deutschland ein weiterer Hammer - die UMTS-
Versteigerung.
Im August versteigerte die Bundesrepublik Deutschland sechs UMTS-Linzenzen.
Nach 173 Bieterrunden ersteigerten sechs Teilnehmer je eine UMTS-Lizenz
fuer ueber 16 Mrd. Mark. Die Firmen steigerten als wenn sie besoffen wären.
Die hohen
Beträge berauschten alle Bieter, betriebswirtschaftliche Überlegungen
wurden begraben.
Denn neben den Lizenzkosten waren auch noch immense Investitionen fuer den Aufbau
der UMTS- Infrastruktur erforderlich - und die mussten ersteinmal verdient werden.
So gerieten MobilCom und Viag Interkom in Schwierigkeiten. Ein weiterer UMTS-
Ersteigerer
- Deutsche Telekom - hatte mit dem Kauf des US Unternehmen "VoiceStream"
zusätzlich
zu kämpfen. Da viele ehemalige deutsche Vorzeigeunternehmen meinten als
Global Player sollte man nur die teuersten und schlechtesten Firmen kaufen
zahlte Telekom 50,7 Milliarden $ für den Kauf und Anlageberater empfahlen
daraufhin den Verkauf der T-Aktie.
All diese Unfähigkeit der deutschen Grossmanager zerrte an den Aktienkursen
und der Nemax All Share sank auf 5490,89 Punkte - ein Minus von ueber 35%.
Am 15. September 2000 kam mit Gigabell die erste Firmenpleite am Neuen Markt.
Der Boersengang erfolgte am 11. August 1999 dem Tag der Sonnenfinsternis !
Ausgabekurs von 38 Euro, die Erstnotiz 33 Euro.
Weitere Horrormeldungen folgten Anfang Dezember 2000 als EM.TV
eine drastischen Gewinnwarnung bekanntgab. Immer mehr der ehemaligen Starunternehmen
wie EM.TV, MobilCom, Intershop, ComROAD, Met@box, Phenomedia oder Prodacta gerieten
unter Druck.
Der Markt zeigte sich Anfang 2001 sehr volatil - jede schlechte Nachricht wurde
mit massiven
Kurseinbruechen bestraft.
Und dann kamen die Betrügereien ans Licht.
Im Februar 2002 ging "ComROAD" endgueltig
pleite. Es gab Ende Januar Geruechte ueber eine unsaubere Bilanzierung.
Mitte Februar wurde bekannt, dass der Umsatzes des Unternehmens durch illegale Tricks
aufgeblasen wurde. Die Aktie ging daraufhin in den freien Fall ueber.
Die Deutsche Boerse versuchte in einem zweiten Anlauf das verlorene Vertrauen der
Anleger zurueckzugewinnen. Ende September 2002 kuendigte die Institution eine
gravierende Restrukturierung der deutschen Indizes an. Der Nemax wurde dabei genauso
wie der Nebenwertindex SMAX abgeschafft. Abgeschafft wurde dadurch auch ein
Großteil
des deutschen
Vermögens.
Immerhin eins ist sicher: Auch in Zukunft wird es an den Boersen Phasen der
Uebertreibung geben, die in der Regel mit deutlichen Kursverlusten beendet werden
- bisher hat sich die Boerse ueber kurz oder lang aber noch jedesmal wieder erholt.
|
zurück zum Anfang
|
Der Zusammenbruch der Northern
Pacific Railroad-1893
|
Bestell-Nr. USA775
Bestell-Nr. USA778
Weitere Northern-Aktien
hier.
|
Nicht nur in den USA fuehrte der Kollaps einer der groessten
Eisenbahngesellschaften des Landes zur Panik an der Boerse - die Folgen waren bis
nach Deutschland spürbar.
Die Spekulanten stiegen in Eisenbahngesellschaften und Landgrundstuecke ein.
Seit dem Ende
des amerikanischen Buergerkriegs im Jahr 1865 war das Eisenbahnnetz stetig gewachsen.
Bis 1873 hatte es sich mit 30.000 neuen Streckenmeilen gegenueber 1865 verdoppelt. Die
Baukosten beliefen sich auf 1.5 Milliarden US-Dollar. Das Geld wurde durch die
Spekulation selbst aufgebracht. Innerhalb kuerzester Zeit wurden so Unmengen von Geld
in den Bahnsektor gepumpt, der keine sofortigen Gewinne abwarf.
Die Spekulation mit Eisenbahnaktien war durchaus interessant, sinnvoll und versprach
bei Erfolg reiche Gewinne (Es stand ja ein reeller Wert dahinter und nicht nur eine
Tulpenzwiebel). Die Bahnlinien erhielten zum Bau viele Morgen unbewohntes Land
zugewiesen (vielfach den Indianern im Suff "abgekauft"). Zum Zeitpunkt des Kaufs
war zwar das Land fast nichts wert, jedoch konnte sich der Wert bei Erfolg des Projektes
mehr als verhundertfachen. Der Grund lag im wirtschaftlichen Aufschwung, den die Bahn
mit sich brachte. Entlang der fertiggestellten Strecke wuchsen kleine Dörfer
und Farmen
aus dem Nichts, die wiederum weitere Siedler und kleine Firmen anzogen. Mit etwas Glueck
entstand so innerhalb weniger Jahre eine grosse Stadt, deren Grundstueckspreise dann
hoch waren. In seinem Buch: "Devil Take the Hindmost" beschrieb der Historiker Edward
Chancellor den moeglichen Wertzuwachs eines Grundstuecks der Union Pacific Railroad in
Columbus, Nebraska: "Ein 50$-Grundstueck wird 5.000$ wert sein - kann Geld einfacher
verdient werden? Finde nur die zukuenftige Baustelle einer Stadt und kaufe die Farm auf
der sie gebaut werden soll! Wie viele aergern sich, dass sie kein Grundstueck in
New York, Buffalo, Omaha oder Chicago erworben haben."
Eines der bedeutensten Eisenbahnprojekte war die Northern Pacific Railroad.
Im Dezember 1864 erhielt Josiah Perham vom Praesidenten Abraham Lincoln die
Konzession. Ziel der Eisenbahnstrecke war den Lake Superior (Duluth, Minnesota)
mit dem Puget Sounds (Seattle, Washington) zu verbinden. Eineinhalb Jahre spaeter
musste Perham ,hoch verschuldet und stark gesundheitlich angegriffen, aufgeben. Der
geplante Baubeginn der Strecke lag weit hinter dem urspruenglichen Terminplan, dennoch
fand sich eine Nachfolgergesellschaft, die die Strecke zum Erfolg fuehren wollte.
J. Gregory Smith uebernahm den Schuldenberg von 102.000 Dollar von Perham. Doch auch
Smith konnte weder den Termin fuer den geplanten Baubeginn am 4. Juli 1870 noch
den Fertigstellungstermin am 4. Juli 1877 einhalten. Es fehlte an den noetigen
finanziellen Mitteln fuer den aufwendigen Trassenbau. 1869 steig das Bankhaus Jay Cooke
& Company ein.
Jay Cooke hatte sich durch Finanzierungserfolge waehrend des amerikanischen
Buergerkriegs einen Namen gemacht und gehoerte zu den angesehensten Bankiers in Amerika.
Er erhielt zwar Ruhm und Ansehen, jedoch keinen grossen Reichtum. Mit der Uebernahme
der Finanzierung des Mammutprojektes witterte er seine grosse Chance, endlich zum
bedeutensten Bankhaus Amerikas aufzusteigen. Sein guter Ruf brachte schnell erste
finanzielle Mittel fuer die Northern Pacific. Innerhalb weniger Monate hatte Cooke ueber
100 Millionen Dollar an Anleihen verkauft und so konnte bereits am 15. Februar 1870 der
erste Spatenstich bei Duluth in Minnesota erfolgen. Der wirkliche Baubeginn folgte dann
termingerecht im Juli 1870. Zunaechst lief alles perfekt. Dank seines Engagements fuer
die Northern Pacific stieg Cooke die Erfolgsleiter empor und wurde bald zu einem der
reichsten Maenner der Welt.
Die ersten Probleme kamen bald. Der Bau der Bahn verbrannte wesentlich mehr Geld
als die bereits fertiggestellten Abschnitte einbrachten. Zudem rissen unvorhersehbare
Ereignisse wie Brueckeneinstuerze oder Streckenunterspuelungen tiefe Loecher in die
Kasse. Der gleichzeitig laufende Aktienboom in Deutschland und Oesterreich veranlasste
Cooke auch in Europa seine Eisenbahn-Anleihen auf den Markt zu bringen - mit geringem
Erfolg. Auch von anderer Seite drohten Einbussen. Seit einigen Jahren kaempfte in
Amerika die Granger-Bewegung gegen Monopolbildungen in der Eisenbahnindustrie. Die
Eisenbahnlinien konnten, da sie in der Regel die alleinige Transportverbindung waren,
deutlich hoehere Preise verlangen. Die Granger forderten deswegen u.a. vernuenftige
Hoechstpreise in der Gueterbefoerderung und fanden damit Freunde bei den Farmern und
ansaessigen Politikern. Eine zusaetzliche Geldquelle durch weitere Preissteigerungen war
so versiegt.
Die Situation spitze sich gegen Ende des Jahres 1872 immer mehr zu. Die Kosten
explodierten foermlich, waehrend gleichzeitig immer mehr Geldquellen versiegten.
Unzaehlige Eisenbahngesellschaften warben mit ihren Anleihen um die Gunst der Anleger,
doch immer weniger Investoren waren bereit weitere Mittel in die riskanten Projekte zu
stecken. Anfang 1873 konnte die Northern Pacific Railroad ihre Mitarbeiter schliesslich
nur noch mit Schuldscheinen entlohnen. Dazu kamen erste konjunkturelle Warnzeichen. So
gingen die Exporte nach Europa deutlich zurueck. Die Folge waren erste Preisrutsche in
der auf Ueberproduktion laufenden amerikanischen Industrie und Landwirtschaft.
Noch bis September konnte sich der Boom halten, doch am 8. September 1873 musste die
New York Warehouse & Security Company Konkurs anmelden. Am 13. September 1873 folgte
die ebenfalls in Eisenbahnfinanzierung involvierte Kenyon, Cox&Co. Der Grossteil der
Anleger war noch ahnungslos. Am 18. September 1873 um 11 Uhr vormittags meldete
Jay Cooks Partner in New York, H.C. Fahnenstock, das Einstellen jeglicher Zahlungen der
New Yorker Filiale. Um 14:30 Uhr folgte dann die Meldung ueber die Insolvenz von
Jay Cooke & Co. Die amerikanische Wirtschaft war wie vom Blitz getroffen - der
prominenteste und angesehenste Banker in den USA war bankrott!
Die erste Reaktion auf den Kollaps der fuehrenden Bank Amerikas war Unglaeubigkeit. Ein
Zeitungsjunge wurde in Pittsburgh verhaftet, weil er die Nachricht bei Verkauf der
Zeitung ausgeschrien hatte. Doch schnell wechselte die Unglaeubigkeit in Panik. Der
Aktienmarkt fiel ins Bodenlose. Um den anhaltenden Verkaufsdruck von der Boerse zu
nehmen entschloss sich die New Yorker Boerse am 19. September zum ersten Mal in ihrer
Geschichte den Boersenhandel fuer zehn Tage vom 20. bis zum 29. September 1873
einzustellen.
Nach der Panik schlitterte die Wirtschaft in eine tiefe Rezession.
Ein Grossteil der sich im Bau befindlichen Eisenbahnstrecken wurde gestoppt -
u.a. auch der weitere Bau der Northern Pacific Railroad.
Nach Schaetzungen waren im Jahr 1877 nur 20% der erwerbstaetigen Bevoelkerung
in einer regulaeren Anstellung. Allein 89 Eisenbahnlinien gingen bis 1878 bankrott.
1876 wurde die Northern Pacific Railroad von Frederic Billings uebernommen und
kam ab 1880 wieder langsam in Fahrt.
|
zurück zum Anfang
|
Die berüchtigte Silberspekulation
der Gebrüder Hunt 1973-1980
|
|
Es gab mal drei sehr reiche Brüder,
die zogen aus um noch reicher zu werden.
Nelson Bunker Hunt, William Herbert Hunt und Lamar Hunt.
Alle drei waren Kinder des reichsten Mannes der USA: Haroldson Lafayett Hunt
(1889-1974). Der
spekulierte ab 1920 in Öl. Nach seinem Tod ging ein Teil seines Imperiums an die
Kinder Bunker Nelson, Herbert
und Lamar Hunt. Alle drei beteiligten sich an der bisher größten
Privatspekulation
der Börsengeschichte.
Es gab Schweinehälften, Hafer, Mais, Kakao und natürlich auch Edelmetalle
wie Silber
in denen schon lange
spekuliert wurde. Alles war überschaubar und richtete sich nach Angebot und
Nachfrage,
nach Wetter und politischer
Situation. Bedingungen also, bei denen man entweder gewann oder verlor - also alles
ganz normal.
|
Schon seit Jahrhunderten ist Silber eines der wichtigsten Edelmetalle. Nachdem der
Gold- und Silberstandard abgeschafft wurde ging das weltwirtschaftliche Interesse
an Silber stark zurück.
Da aber genug Silber noch vorhanden war, drückte der Überschuss die
Preise bis auf
2$/Unze. Dies führte zur Stillegung von Silberminen.
Anfang 1970 verlangten Industrie und Juweliere wieder mehr Silber.
Der Silberkurs stieg langsam auf etwa 3 US-Dollar je Unze.
Da der Silbermarkt sehr übersichtlich und relativ klein war und die Preise bei
3 US $ je Unze lagen,
kamen die drei auf die Idee mit einigen Milliarden US $ alles verfügbare Silber
aufzukaufen
und danach den Markt beherrschen zu können - sprich die Preise für
Silber dann selbst
bestimmen zu können. Sie kauften alles verfügbare Silber direkt oder unter
Einschaltung
arabischer und brasilianischer Partner - und horteten es regelrecht.
Der Silberpreis stieg auf 10 $/Unze.
Silber wurde knapp, denn die Hunt`s horteten es.
Sie kauften solange,
bis ihnen rund die Hälfte des verfügbaren Silbers gehörte.
Sie verknappten damit
das Silber und der Silberpreis
stieg kräftig auf 50 $ an. Wer Silber zuhause hatte verkaufte es zu diesem Preis.
Tafelsilber und Schmuck wurden verkauft,
Münzen eingeschmolzen um durch Verkauf des Silbers zu profitieren (1979).
Auf dem Hoehepunkt der Silberspekulation 1980 aenderten die New Yorker Warenboerse
COMEX und die
amerikanische Warenboersenaufsichtsbehoerde CFTC ploetzlich die
Silberhandelsbedingungen.
Einschuesse auf Warenterminkontrakte wurden auf 100% erhoeht und den Hunts die
Lieferung des von ihnen
gekauften Silbers verweigert und es wurden nur noch Verkaufsorders an den Boersen
zugelassen.
Die Gebrüder Hunt reagierten zuspät und konnten
ihre Gewinne nicht realisieren. Sie verloren bei dieser Silberpreismanipulation
etwa 2 Milliarden US $.
Rasch kam der Vorwurf auf, die Hunts haetten durch gezielte Manipulation den
Silbermarkt kontrollieren wollen. Die widersprachen natürlich. Daraufhin wurden
zwei Theorien geboren.
Die Opfertheorie besagt, dass die drei Brueder wie viele grosse
Finanzinvestoren lediglich ein Gespuer fuer unterbewertete Investments hatten und
deswegen im grossen Stil das unterbewertete Silber aufkauften. Dafuer spraeche,
dass sich der Silberpreis trotz der massiven Kaeufe bis 1978 auf Kurse um 6 Dollar
je Unze "nur" verdoppelte. Erst als die Spekulation weitere Anleger in ihren Bann zog,
stieg der Kurs raketenartig an. Als Drahtzieher wurden ranghohe Mitglieder
der COMEX und der CFTC genannt. Diese bauten nach der Theorie kurz vor Bekanntgabe
der Regelwerksaenderung ueber Strohmaenner sehr grosse Verkaufspositionen (Shorts) in
Silber auf. Als sie ihr Ziel moeglichst viele Verkaufsoptionen zu besitzen erreicht
hatten veroeffentlichten sie die Aenderungen im Regelwerk des Silberhandels und
brachten den Markt damit zum Kollabieren. Gleichzeitig praesentierten sie die
Gebrueder Hunt der aufgebrachten Oeffentlichkeit als Schuldige des Kollaps und
"Silbermafia" ergaunerte Milliarden mit den zuvor erworbenen Verkaufsoptionen.
Die Manipulationstheorie ging vom enormen Reichtum der drei Brueder aus.
Mitte 1970 war der Silbermarkt durch den Angebotsrueckgang relativ klein, so
dass durchaus die Moeglichkeit bestand mit einer Summe von einigen Milliarden Dollar
den Markt nach eigenen Belieben zu manipulieren. Dafuer spraeche, dass das
direkt oder ueber arabische und brasilianische Partner indirekt erworbene Silber
vom Markt genommen und streng gehortet wurde. Gegen Ende der Spekulation sollen die
Hunts die Haelfte allen verfuegbaren Silbers besessen haben. Der Silbermarkt war
dadurch kuenstlich verknappt worden. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma schien
nur ein fallender Kurs gewesen zu sein, da nur so die bereits bestehende Marktmacht
der Hunts gebrochen werden konnte. Deshalb musste die COMEX
die Handelsbestimmungen für Silber ändern.
Welche Theorie auch zutreffen könnte, die Silberspekulation endete fuer die
Hunts in
einem finanziellen Fiasko. Die Hunts wurden wegen des
Versuchs der gezielte Manipulation des Silbermarktes angeklagt. Erst nach langer Zeit
erhielt ein Geschädigter im August 1988 einen Schadensersatz von
134 Millionen Dollar.
Das Finanzvermoegen der Hunts schrumpfte daraufhin noch weiter.
Viele Hunts-Unternehmen mussten bankrott anmelden, beruehmtestes Beispiel war die
"Placid Oil Company", die 1986 Konkurs anmeldete.
Auch wenn es einige Hinweise fuer die Opfertheorie gibt, so bleibt dennoch die Frage,
warum die Hunts nicht schon vor Ende der Hausse zumindest einen Teil des Silbers
wieder abstiessen. Selbst bei einem Durchschnittskaufkurs von 10 Dollar/Unze und
einem moeglichen Verkaufsniveau von 40 bis 45 Dollar/Unze, haetten die Brueder ueber
300 Prozent Gewinn einstreichen koennen.
Nur wenige Leute können halt aus Silber Gold machen.
|
zurück zum Anfang
|
Der Bau des Panamakanals
1870
|
|
Grosse Weltereignissen ziehen immer Geldanleger, Spekulanten und Anleger
magisch an.
Als die Geschichte des
Panamakanalbaus
vom französischen Erbauer Lesseps in Umlauf gebracht wurde,
fanden sich Tausende von französichen Sparern die breitwillig Ihre
Gelder hergaben.
Aktien und Anleihen „gingen weg wie warme Semmeln", genauso wie das Geld, denn die
Firma verwandte eine
falsches Verfahren und die immer weiter steigenden Kosten trieben die Gesellschaft
1890 in den Bankrott.
Es wurden Politiker und Zeitungen bestochen, um lange die negativen Wahrheiten nicht
zu veröffentlichen
und den Geldstrom weiter sprudeln zu lassen. Insgesamt verloren rund eine Millionen
Franzosen ihr eingesetztes Geld.
Lesseps wurde wegen Betruges angeklagt.
|
|
Ferdinand de Lesseps war ein durchaus angesehener Franzose.
De Lesseps wurde in Versailles geboren, studierte Rechtswissenschaften und ging
als Diplomat 1825 nach Tunis, später nach Ägypten, Rotterdam, Malaga,
Barcelona und
Madrid. Während seiner Zeit als Vizekonsul (1832-37) in Ägypten begann
er mit der
Planung eines Kanals, der die Meerenge von Suez durchqueren sollte. Die Arbeiten
am Suezkanal wurden am 25. April 1859 begonnen und der Kanal offiziell am
17. November 1869 eingeweiht. Verdi wurde extra beauftragt die Oper 'Aida'
zur Eröffnung zu komponieren. Damit wurde de Lesseps als genialer Baumeister
gewürdigt. Warum sollte er also nicht das Zeug haben auch einen Panamakanal zu
bauen.
1875 bekundete de Lesseps sein Interesse an einem interozeanischen Kanalbau. In den
ersten Tagen des neuen Jahres 1880 wurde an der Mündung des Rio Grande,
an Bord eines
Dampfschiffs, von de Lesseps junger Tochter Fernanda die erste Schaufel Sand in eine
Champagnerschachtel gefüllt und damit der Bau des Panamakanals offiziell
begonnen.
Es war Gustave Eiffel, der 1887 für die Schleusenkonstruktion beauftragt wurde.
Das Projekt wurde aufgrund politischer, finanzieller und planerischer Schwierigkeiten
bald aufgegeben. Das offizielle Ende kam am 4. Februar 1889 und das Unternehmen wurde
einem Liquidator übertragen. De Lesseps und sein Sohn Charles (1849-1923, ein
Flugpionier, der 1910 als zweiter in einem Flugzeug den Kanal überquerte und
mehrfach ausgezeichneter Kriegsheld 1914-18) wurden angeklagt, das Unternehmen
mangelhaft ausgeführt und Fondsanteile veruntreut zu haben. Sie wurden zu einer
Gefängnisstrafe verurteilt, aber die Urteile nicht vollstreckt.
Der Skandal von Panama endete am 20. März 1893 mit der Verurteilung des
ehemaligen
Bauministers Baïhautt zu 5 Jahren Gefängnis.
Dem konnte man nur die Unvorsichtigkeit
vorwerfen, seine Verwicklung in diesen riesigen Betrug zugegeben zu haben.
Unter den anderen Beschuldigten entgingen Ferdinand de Lesseps und Gustave Eiffel
einer Gefängnisstrafe nur dank einer willkommenen Verjährung. Die ersten
gezeichneten Fonds wurden dazu genutzt, die Presse zu bestechen,
um damit die Realität verstecken zu können. Genauso behandelte Lesseps die
Minister und die Parlamentarier, um eine ihm angenehme Gesetzgebung zu erzielen
sowie die Unterstützung des jüdischen Geschäftsmanns
Cornélius Herz
und des genauso jüdischen Barons Jacques de Reinach zu erreichen. Insgesamt
verloren 85.000 Fondsinhaber ihr Geld.
Die Verflechtung mehrerer jüdischer Finanziers steigerte den Antisemitismus
in Frankreich und führt direkt zur Affäre 'Dreyfus' drei Jahre später.
|
zurück zum Anfang
|
Ein ganzes Land wird blind -
Die Japan-Spekulation
|
Im Jahr 1990 brach die "Japan AG" zusammen. Der Nikkei verlor binnen Jahresfrist
über 40 Prozent und das Land stürzte in eine schlimme Krise, von der sich Japan bis heute nicht erholen konnte.
Wie Deutschland erlebte auch Japan nach dem Krieg einen massiven
Wirtschaftsaufschwung. Durch die drastischen Wertzuwächse des Yen in den Jahren
1975-1978 und 1985-1989 sowie die Deregulierung des Aussenhandels und der
Finanzmärkte, beschleunigte den Aufschwung Japans.
In den 80er Jahren dachte noch niemand an den Neuen Markt, da „"machte" man noch in
Japan.
In den 80er Jahren galt Japan zeitweise durch seine Dynamik und Innovationsfaehigkeit
als "Motor" der weltwirtschaftlichen Konjunktur. Das Land hatte seinen industriellen
Schwerpunkt von der Chemie- und Schwerindustrie auf die Hightech- und Elektroindustrie
verschoben. Aber auch im Automobil- und Schiffsbau konnten die Japaner deutliche
Exporterfolge erzielen. Als Auslöser des Booms wird vielfach die Zinspolitik der
Bank of Japan aufgeführt. Seit 1982 waren die Leitzinsen in Japan stetig gefallen.
Der Diskontsatz fiel von 5,5 Prozent im Jahr 1982 bis auf 2,5 Prozent in 1987.
Kapital war damit zu extrem niedrigen Zinsen am Finanzmarkt zu erhalten.
Weltweit vertraten die Spekulanten den Glauben, die Japaner seien das Maß
aller Dinge
und die japanische Wirtschaft
sei unantastbar.
Diese Entwicklung zeigt, dass Kredite zu berechnen und nur aus diesen Daten Konsequenzen zu ziehen allein nicht ausreicht. Für eine langfristig sinnvolle Anlagestrategie müssen - egal ob es sich um ein einzelnes Unternehmen oder einen ganzen Staat handelt - komplexere Berechnungen mit einfließen, sonst bricht der Finanzmarkt zusammen. Aber solange die Spekulationen funktionieren, weil niemand die Hypothesen anzweifelt, auf denen sie fußen, kann das Spiel weitergehen.
Kostenvergleiche, Kosten-Gewinn-Verhältnis? - uninteressant für Japan,
weil nicht
erforderlich
Restlaufzeit von Optionsscheinen? - uninteressant für Japan,
da außer Kraft gesetzt
Womit verdient die Firma ihr Geld? - uninteressant für Japan,
da dort Geld automatisch
fließt.
Japan wurde eine richtige Geldmaschine. Rein in die Spekulation, es gab ja nur eine
Richtung für Börsenkurse -
steil und immer nach oben. Die Aktienkurse wurden so hoch getrieben, dass z.B. der
Börsenwert
der größten japanische Telefongesellschaft 1989 dem aller anderen
Aktien der Welt zusammen entsprach.
In Japan wurden die Grundstücke unbezahlbar und wer ein Grundstück hatte,
konnte es
enorm hoch belasten (Kredit)
oder konnte es schwindelnd hoch in seiner Bilanz ansetzen. Der Nikkei-Index stieg auf
sagenhafte 38.915 Punkte.
Als die Spekulationsblase platzte gingen
Banken pleite, Immobilienpreise verfielen, Kredite waren nichts mehr wert. Bis heute
hat sich Japan
nicht davon erholt.
Es ist halt immer noch eine alte Weisheit, dass ein Unternehmen,
das Autos herstellt
auch dabei bleiben sollte,
Autos herzustellen und keine Flugzeuge.
|
zurück zum Anfang
|
Der "gute" alte Bernie -
Geld im Kornfeld vernichtet
Es ist immer noch besser 600.000.000$ als nur 80.000.000$ zu klauen.
|
|
|
Den Spruch "Hast Du was, bist Du was" machte sich Bernie Cornfeld zu
Nutze,
wandelte ihn um
in "Sie wollen doch sicherlich reich werden!" und prellte Tausende vorzugsweise
Deutsche
um ihr Geld. Cornfeld hatte eine hervorragende psychologische Art den Leuten das Geld
aus der Tasche zu ziehen. Und mit
ihm eine Reihe von Leuten, wie der ehem. Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland
der FDP Mann Erich Mende als
Cornfeld`s deutscher Vertreter. Er verkaufte den leuten Fondsanteile von Firmen, die
er wiederum selbst gegründet hatte.
Die IOS-Dachfonds kauften selbst keine Wertpapiere, sondern Anteile an anderen Fonds,
die ihnen ebenfalls gehörten. Der Vorteil dieser Idee, zumindest in der Theorie:
Schon für 100 Mark können Anleger sich durch den Kauf eines einzigen
Investmentzertifikates Anteile an mehreren Fonds sichern und damit ihr Risiko streuen.
Außerdem bleibt dem Kleinanleger die Mühsal erspart, unter tausenden
verschiedenen
Fonds wählen zu müssen. Sinn und Zweck der betrügerischen Angebote
war weniger die
gewinnbringende Geldanlage als Kostenschinderei in großem Stil.
Jahrelang durften
deshalb in Deutschland keine Dachfonds mehr angeboten werden.
Cornfeld hatte das einmalige Glück den Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland
als Chef seines deutschen Strukturvertriebes zu rekrutieren. Vizekanzler und
Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen im 1. und 2. Kabinett Erhard,
bis der Rücktritt der FDP-Minister im Oktober 1966 dessen 2. Kabinett
stürzt.
Das entscheidend von Erich Mende ausgehende Scheitern der Regierungskoalition,
bedingt durch einen "Rechtsruck" und die neue wirtschaftskapitalistische Haltung der
Partei, führt im Dezember 1966 zur Großen Koalition der CDU/CSU und der
SPD.
Nun frei für das grosse Geldverdienen schloss sich Mende dem IOS-Stab an.
Aufgrund heftiger innerparteilicher Widerstände u.a. wegen seiner Tätigkeit
bei der
IOS muß Erich Mende schließlich sein Amt als Parteivorsitzender
niederlegen. 1970
Rücktritt von seinem Posten bei IOS und danach Wirtschaftsjurist für
Bonn-Finanz/Deutscher Herold in Bonn.
Nach dem Scheitern einer von ihm unterstützten national-liberalen Abspaltung aus
der FDP, wechselt Erich Mende entgegen seinem schriftlich gegebenen Ehrenwort zur
CDU über. Seitdem ist auch das öffentlich gegebene Versprechen eines
Politikers
nichts mehr
wert.
Das Hauptquartier der IOS war in Genf, die Fonds waren in Kanada registriert.
Mehr als 25.000
Fonds-Verkäufer waren in Europa tätig für die IOS. Cornfeld nahm
mehr als
2.5 Milliarden
Dollar von Anlegern ein. Die Idee von Cornfeld kam zum richtigen Zeitpunkt: die
Aktienkurse
stiegen, es war bull-market. Fallende Aktienkurse waren deshalb der Tot der IOS. Als
dann tatsächlich die Kurse fielen, zeigte sich was IOS war: eines der
üblichen
Pyramiden-Spiele (Schneeballsystem). Nur wer frühzeitig eingestiegen war konnte
gewinnen. Um die versprochenen
Renditen zu bezahlen, musste nun das Geld von Neuanlegern benutzt werden. Er
behauptete, dass
deutsche Banken seine Papiere leer verkauft hätten (also auf fallende Preise
spekulierten).
Im Frühjahr 1970 fiel der Kurs seines Fonds von $18 auf $12 und danach sogar auf $2.
Dann kam ihm Financier Robert Vesco "zu Hilfe". Aber der entzog den Fonds
$500 Millionen$ für seine "International Controls Corp." Als das entdeckt wurde,
floh er auf die Bahamas und dann später nach Cuba.
Cornfeld war Taxifahrer und Playboy, eine wohl einmalige Mischung. Seine Firma IOS
(Investors Overseas Services) Fonds legte das eingesammelte Geld in
Aktien, Fonds und Zertifikaten der von ihm selbst gegründeten Firmen an. Seine
Vertreter (Strukturvertrieb) kassierten 20% Provision.
Als dieses "selbstgestrickte" Dachfondskonzept aufflog, hatte Deutschland den
berüchtigten IOS-Skandal.
Bernie Cornfeld war ca. 1 Jahr im Gefängnis und wurde langezeit weltweit von
aufgebrachten Anlegern verfolgt. Cornfeld zog nach seinem Gefängnisaufenthalt
nach Beverly Hills und versuchte Filmproduzent zu werden. Sein Lebensstil
brachte ihn in engen Kontakt mit der Prostituiertenszene von Hollywood,
speziell mit Heidi Fleiss.
Er verstarb 1995.
Hier einige der Betrügerein der IOS-Manager:
1. Einnahmen wurden nicht im Sinne der Anleger verwendet, sondern
zur Finanzierung des Lebensstils von IOS selbst.
2. Das eingesammelte Geld wurde illegal ins Ausland gebracht.
3. IOS veröffentlichte ständig gefälschte Bilanzen und Statistiken zur
Verkaufsförderung.
4. Der am besten bekannte IOS Fond - the Fund of Funds - sollte in eine Vielzahl
von Fonds investieren. Was er aber nicht tat. Er verlangte aber von den Investoren
die doppelte Gebühr.
5. Das Geld der Anleger wurde teilweise in nicht marktfähigen Aktien angelegt.
So in Öl und Gas der kanadischen Arktik.
Doch Diebe werden meist von noch grösseren Dieben hereingelegt.
So Cornfeld von Vesco.
Ohne Zweifel ist Robert Vesco ein Dieb und Betrüger und auf Grund der Größenordnung
seines Diebstahls auch eine historische Figur. 1986 beschuldigte die US-Regierung
Vesco 426 Million $
von Cornfeld`s IOS gestohlen zu haben.
Bevor Vesco nach Costa Rica floh spendete er noch schnell $200.000 als
illegale Spende für die Wiederwahl Richard Nixon's. In Costa Rica wurde Vesco
wegen
Drogenschmugels
angeklagt, konnte aber auf die Bahamas fliehen. Dann ging es nach Nicaragua und von
dort nach
Kuba. Dort musste er 1995 ins Gefängnis. Die Anschuldigung:
Zerstörung der kubanischen
pharmazeutischen Industrie.
Was lernt man aus dem IOS-Desaster: Gier macht halt blind und Gier ist nicht geil.
|
Bestell-Nr.: Can 7
|
Der Vater aller "Schneeballsysteme" - Charles Ponzi
|
Es gibt nicht nur Erfinder in der Technik, z.B. "Diesel", nach dem der
Selbstzündermotor
genannt wurde.
Es gibt auch Erfinder von Spekulationssystemen um schnell reich zu werden -
natürlich geht
so was nur immer
auf Kosten der anderen. Ein solcher Erfinder war Charles Ponzi -
der Erfinder des
"Schneeballsystems".
Das Prinzip hiefür ist denkbar einfach: wer in ein solches System zuerst
einsteigt,
gewinnt fast immer.
Die armen Schweine sind die, die die Gewinnchance erst sehr spät mitbekommen
und am
Ende einsteigen. Die Ersteinsteiger
werden durch das eingezahlte Kapital der Neueinsteiger bezahlt.
Ponzi wanderte im November 1903 in die Vereinigten Staaten aus, und
schlug sich
dort mit
Gelegenheitsjobs durch - Tellerwäscher, Übersetzer und Kellner.
1917 zog er nach
Boston, wo er einen Job
als Sekretär begann. In dieser Tätigkeit hatte er oft mit
ausländischer Post zu
tun.
In diesem Zusammenhang entdeckte Ponzi im August 1917 einen
Mechanismus,
der ihn - und andere - reich
machen konnte.
Ponzi war durch einige Gefängnissaufenthalte nach seiner
Einwanderung 1903
in die USA zu der Ansicht gekommen,
daß man nur durch das Geld von anderen schnell reich werden konnte.
Ponzi hatte einen Brief an einen Kunden in Spanien geschrieben, und
in der Antwort
dieses Kunden lagen
internationale Postantwortscheine bei. Ponzi hatte diese
Postantwortscheine
für seinen Auftraggeber
zum Postamt zu bringen und sie dort in Briefmarken umzutauschen.
Dabei fiel ihm auf, daß
der Kunde in
Spanien die Postantwortscheine für (damals) einen US-Cent erworben hatte;
im Postamt in
Boston erhielt
Ponzi aber Briefmarken im Wert von 6 US-Cent.
Das in den Postcoupons manifestierte
Geld hatte sich
also versechsfacht.
Seit 1906 gab es ein internationales Abkommen über Rückportoscheine.
Gegen eine
Gebühr von 26 Cent wurden
Bezugsscheine verkauft, die der Käufer
im Ausland gegen Briefmarken im Wert von 25 Cent der
jeweiligen Landeswährung eintauschen
konnte.
Dadurch sollte der Postverkehr erleichert
werden - das Rückporto konnte so einfach bezahlt werden.
Ponzi stellte nun
fest, daß auf Grund der
Wechselkursschwankungen nach dem
Weltkrieg I eine Arbitrage mit diesen Bezugsscheinen möglioch war.
Mit der gleichen Summe US-Dollar konnte
man in z.B. Bulgarien mehr dieser
Kupons kaufen, als in den USA. Also war das Vorgehen einfach:
Man brachte Dollar nach Bulgarien,
tauschte diese um in die Landeswährung,
kaufte damit Bezugsscheine, bringe diese nach den USA und löse diese
dort wieder für
25 Cent pro Stück ein.
Am 26.12.1919 meldete Ponzi sein Gewerbe als "Security Exchange
Company" an.
Bald standen die Leute vor seinem kleinen Büro schlange und kauften
Promissory Notes im Wert von
10 US$ bis 50.000 US$. Sie wußten aber nicht, daß
Ponzi seine
Neuinvestoren nicht aus dem Gewinn
des Geschäftes, sondern den Einzahlungen vorheriger Opfer auszahlte -
also ein nach
modernen Maßstäben
illegales Pyramidenspiel betrieb. Ponzi eröffnete also
sein ein Geschäft
und ging auf Kundenfang,
denn nur mit viel fremden Geld kam viel eigenes Geld zurück.
Er versprach seinen Anlegern innerhalb von 45 Tagen 50% Rendite.
Die ersten kamen, zahlten
und gewannen. Zu den Spitzenzeiten sollen so täglich
bis 200.000 $ in die Kassen von Ponti geflossen sein.
Die Arbitrage war zwar klein,
aber es gab sie. Allerdings war der Gewinn so klein,
das eine wahnsinnig große Anzahl von diesen "Rückportoscheinen"
gekauft werden
mußte. Hinzu kamen noch
die Kosten diese Mengen zu verschiffen (in die USA)
und natürlich dort zurückzuverkaufen in Geld.
Aber dies "hätte er im Griff"
sagte er zu den Skeptikern.
|
Am 26.07.1920 erschien ein Artikel auf der Titelseite der Boston Post,
in dem die Rechtmä
ßigkeit des
Geschäfts von Charles Ponzi bezweifelt wurde.
Noch am selben Tag fand eine
intensive Buchprüfung
bei Ponzi statt, und innerhalb weniger Stunden standen Tausende
vor seinem
Büro an und wollten ihr
Geld zurück. Es gelang ihm ca. 1.000 solche Ansprüche zu befriedigen.
Am 10. August 1920 veröffentlichten die Buchprüfer ihr Ergebnis und
stellen definitiv den Bankrott fest.
Zudem wurde bekannt, daß er 1908 in Kanada zu 20 Monaten Gefängnis
wegen Fälschung und 1910 in Atlanta
wegen Menschenhandels zu weiteren zwei Jahren Haft verurteilt worden war.
Das führte am 13.08.1920 zu
Ponzis erneuter Verhaftung. Am Ende des Verfahrens standen ca.
40.000 Investoren, die ihm
ca. 15.000.000 US$ überlassen hatten (Gegenwert von 180.000.000
Postantwortscheinen) ohne Gegenwert da.
Man fand jedoch nur Belege über den Kauf von zwei solchen Postcoupons!
Ponzis einziges legales
Einkommen waren 45 US$ Dividenden aus Postaktien, aber sein Vermögen betrug
zum Zeitpunkt des
Zusammenbruches seines betrügerischen Unternehmens 1.593.834,12 US$,
viel zu wenig um seine
Schulden den Investoren gegenüber zu bezahlen.
Ponzi wurde zu dreieinhalb Jahren Haft, später von einem
Gericht des Staates Massachusetts zu
weiteren neun Jahren verurteilt, aber auf eine Kaution von 14.000 US$ bis zur
Berufungsverhandlung
freigelassen - und verschwand.
Kurz darauf tauchte Ponzi unter dem falschen Namen Charles Borelli
in Florida auf, wo er begann,
Land für 16 US$/Acre zu kaufen, in Parzellen zu unterteilen und diese zu
10$ zu verkaufen.
Er versprach seinen Anlegern, ihr ursprüngliches Investment von 10 $
würde sich in zwei Jahren auf
5,3 Millionen $ vermehren, vergaß aber anzumerken, daß das Land, um
daß es ging, sich unter
Wasser befand und völlig nutzlos war. Ponzi wurde erneut
verurteilt, floh erneut, wurde wieder
gefaßt und in Boston ins Gefängnis gesteckt. Von dort wurde er 1934
nach Italien abgeschoben,
wo er später als Übersetzer u.a. für Mussolini arbeitete, der ihm
einen guten Job in Italiens neuer Airline
anbot. Das Ende des 2. Weltkrieges brachte Arbeitslosigkeit für Ponzi,
der nach Brasilien ging und sich
dort wieder von Arbeitslosengeld und Gelegenheitsjobs über Wasser hielt bis
er 1949 in einem
Armenkrankenhaus in Rio starb. Die 75 US$, die er in den sechs Monaten zuvor
gespart hatte,
reichten gerade für seine Beerdigung.
Pyramidenspiele aller Art sind in Deutschland nach §6c UWG verboten und strafbar,
aber diese Rechtsvorschrift wird leider viel zu selten angewandt.
|
zurück zum Anfang
|
John Law - Papiergeld für die Spekulanten
|
Der in Schottland geborene John Law galt zu seiner Zeit als der reichste
Mann der Welt.
Er wurde 1671 geboren, mußte 1694 fluchtartig sein Land verlassen, da er
sich um eine Frau duellierte
und sein Gegner dabei getötet wurde. Er war ein Spieler, zog durch ganz
Europa und ließ viele wütende
Ehegatten
und Kartenspieler hinter sich. Er hatte unheimliches Glück am Spieltisch und
konnte seine Gewinnchancen
gut kalkulieren.
Während seiner Zeit in Amsterdam, machte er Erfahrungen mit Geldanlagen der
"Bank von Amsterdam".
Diese akzeptierte nicht
nur normale Geldeinlagen, sondern auch Grundbesitz als Geldanlage und vergab
Darlehen, die durch den
Grundbesitz
abgesichert waren. John Law erkannte, daß mit Geld nur dann Wachstum
erreicht werden kann, wenn
dies nicht als
totes Kapital auf der Bank liegt, sondern "arbeiten" - also zirkulieren -
muß. Dabei spielte es nach
seiner Meinung keine Rolle,
ob das Geld zur Sicherheit durch Grundbesitz oder Edelmetalle abgedeckt war.
Seine Idee war
Papiergeld einzuführen.
1715 hatte er am Hofe des
Hezogs von Orleans, der gerade Regent von Frankreich geworden war, die Chance die
hohen Schulden des
französischen Staates durch sein
Papiergeld zu beseitigen (denn seine Idee war ja, Papiergeld ist auch etwas wert
ohne Deckung
durch z.B. Edelmetalle). In Frankreich waren allein die jährlichen
Zinsen für die Staatsschuld schon größer als die
laufenden Staats-Einnahmen. Kein Monarch hat in Europa länger regiert als
Ludwig XIV. von Frankreich
(1638 bis 1715). Der „Sonnenkönig“ machte Frankreich während seiner
Regentschaft zur mächtigsten Nation
in Europa - allerdings auf Kosten eines gewaltigen Schuldenbergs,
zu dem vor allem die zahlreichen
Kriege beigetragen hatten. „Ganz Frankreich ist ein Armenhaus“.
Der Schuldenberg von 2,8 Milliarden Livres war so gewaltig,
dass er einen Staatsbankrott nahelegte.
Unter der Herrschaft des Herzogs von Orléans,
der den Thron nach Ludwigs Tod für dessen Urenkel verwaltete,
unternahm die Krone halbherzige Versuche, die Schulden zu reduzieren.
Ein Teil der Außenstände wurde
einfach nicht zurückgezahlt. Andererseits besorgte man sich durch
Münzmanipulationen zusätzliche Mittel.
Die Situation verlangte jedoch nach einem radikalen Schritt -
und diesen versprach dem Herzog von Orléans
der Schotte John Law (1671 bis 1729).
Er gründete 1716 die "Banque Royale", die Papiergeld ausgab mit dem
Versprechen, der Staat deckt das schon.
Es wurde ein wahnsinniger Erfolg. Das verschwenderiche Luxusleben des Adels in
Frankreich brauchte Geld, Geld
und wieder Geld. Der Herzog ließ deshalb die Notenpresse der
Staatsbank Geld drucken, drucken, drucken,....
Schließlich waren es 3,7 Milliarden Livres.
Aber er wollte mehr. John Law gründete die "Mississippi-Gesellschaft"
mit dem Ziel,
die angeblichen großen Goldvorkommen in der
französichen Privinz Louisiana zu erschließen.
Vom Herzog bekam er die Provinz übereignet und gab
Aktien aus, mit deren Hilfe dann
Expeditionen nach Louisiana finanziert werden sollten.
In die Aktien wurde dabei das Papiergeld gesteckt,
das er vorher gedruckt hatte.
Ob es wirklich Gold gab, war den Spekulanten wurscht.
Die Aktionäre "stürzten sich auf die
Mississippi-Papiere" wie Schweine". Zusätzlich
schwatzte John Law dem König noch das Monopol auf Tabak- und
Sklavenhandel ab und das
Außenhandelsmonopol.
|
Die Bank konnte die Mississippi-Papiere nicht mehr einlösen, die gewaltige
Papiergeld-Masse aber auch nicht im Umlauf
lassen. John Law wurde vom König mit größerer Vollmacht
ausgestattet, zum Generalkontrolleur
der Finanzen ernannt und versuchte nun sein System mit Willkürmaßnahmen
zu retten.
Der Wert von Gold und Silber wird plötzlich nach dem Bedürfnis
der Bank verändert; man befiehlt die
Ablieferung von Edelmetallen, der Besitz von Kleinodien wird unter Strafe
gestellt, die Herstellung
von Tafelsilber wird untersagt, ja, sogar der Besitz von Bargeld,
soweit er über 500 Livres hinausginge,
sollte nicht mehr erlaubt sein.
Natürlich fand sich in Louisiana kein Gold. Law druckte immer
mehr Papiergeld um die
Aktionäre zu befriedigen, die Preise
stiegen dabei sehr hoch und es kam zu einer Inflation.
Die "Mississippi-Papiere" verloren an Wert, da
viele Spekulanten aussteigen wollten. Am Ausgabetag der Aktien im Januar 1719
belief sich deren Kurs auf 500
Livres, im Detember 1719 betrug dieser 10.000 Livres.
Im September 1921 hatten sie allerdings schon wieder
den Ausgabekurs erreicht. Gegenwind erhielt John Law auch vom
französischen Parlament.
Die Parlamentarier sollten auch mit dem Papiergeld bezahlt werden -
dies führte zu einer Revolte und
John Law mußte in den Palast des Königs fliehen.
Das französische Finanzwesen war zusammengebrochen,
John Law flüchtete nach England und lebte dort als
Spieler weiter, da er für sich keine Reichtümer beiseite
geschafft hatte.
Aber, doch noch einige positive Worte zu John Law:
Er hat das Papiergeld nicht erfunden. Bereits von 1609 an hatte die "Bank von
Amsterdam"
Banknoten herausgegeben, wobei auf jederzeit ausreichende Deckung durch
Münzen geachtet wurde.
1661 waren in Stockholm von einer privaten Notenbank Banknoten emittiert worden -
hier jedoch
mangels Vertrauens mit mäßigem Erfolg. Das entscheidend Neue an
John Laws Vorgehen war,
nicht nur Edelmetalle, sondern auch Grundvermögen -
mit dessen in der Zukunft liegenden Ertragsaussichten -
zur Deckung des Notenumlaufs heranzuziehen. Er strebte an, mittels so
geschaffenem Papiergeld
Deflation zu verhindern und Handel und Gewerbe mit hinreichend Liquidität
zu versorgen -
ein erst im 20. Jahrhundert als geeignet anerkanntes Konzept.
Nach dem Platzen der Spekulationsblase
1720 waren jedoch seine Vorstellungen zunächst für Generationen
seriöser Geldpolitiker tabu.
Erst nach den Erfahrungen mit der Inflation in der völlig verarmten Weimarer
Republik wagte man
sich 1923 daran, den neuen Notenumlauf („Rentenmark“) mit der Ertragskraft
(den „Renten“) der
deutschen Landwirtschaft zu besichern, was bis zur Weltwirtschaftskrise auch
Erfolg hatte.
Spätestens seit den 1970er Jahren spielt die Deckung des Geldumlaufs mit
Edelmetall weltweit
keine Rolle mehr. John Law war mit den führenden Wirtschaftspolitikern
seiner Zeit einig,
dass reichlicher und zügiger Geldumlauf für die Volkswirtschaft
förderlich sei.
Die inflationären Gefahren einer solchen Politik verlor man gerne aus den
Augen.
Law konnte sich jedoch von 1719 an gegen einflussreiche Entscheidungsträger
in Paris nicht mehr durchsetzen.
Deren ungehemmte Ausweitung der Banknoten- und Aktienemission heizte die
Spekulationsblase noch an,
die in die Katastrophe führen sollte.
John Law war eine der faszinierendsten Persönlichkeiten
seiner Zeit. Von attraktivem Aussehen, intelligent und charmant,
mit tadellosen Manieren,
gleichzeitig ein kühl kalkulierender Draufgänger,
musste er in jedem Salon der Haute volée Europas
Erfolg haben. Seine Vorstellung, mit einem einzigen Finanzkonglomerat die
Wirtschaft eines ganzen Landes steuern zu können,
entsprach noch völlig dem Denken des absoluten Sonnenkönigs.
|
|