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Betrug mit und ohne Aktien
Alte historische Aktien und Wertpapiere als Zeitzeugen

Die Gier nach Macht und Geld ist so alt wie der Mensch. Ideen anderen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen gab es und gibt es immer noch genug - und wird es sicherlich auch in Zukunft noch geben. Der Werbeslogan der deutschen Sparkassen "Haste was, biste was" aus den 70er Jahren ist immer noch aktuell. Die "Aussicht" auf Gewinn muss nur gross genug sein, die Zeitungen und sogenannte Experten müssen nur genug darüber berichten und die eigene Cleverness muss herausposaunt werden können - dann ist der nächste Betrug schon am Laufen.
Ob Tulpenspekulation in Amsterdam, ob Silberspekulation der Gebrüder Hunt, der Neue Markt, der Panamakanal, der Betrug bei Enron, die Ölspekulation der Metallgesellschaft oder Cornfeld mit der IOS - die Gier nach Geld und Reichtum ist allgegenwärtig.
Deutsche Beispiele sind: Schneider (Manipulation von Kreditunterlagen), Balsam (Betrug, Bilanzmanipulation), HypoVereinsbank (Bilanzmanipulation), Flowtex (Betrug, Bilanzmanipulation).
Hier sind die Stories über
Die Tulpenspekulation in Holland
  Eine der gewaltigsten Spekulationen fand zwischen 1633 und 1637 in Holland statt.
Und zwar mit der schönen Tulpenpflanze.
Ein Haus mit Garten für eine Tulpenzwiebel. Ein Müller verkaufte seine Mühle für eine Zwiebel der Art "Mère brune". Eine ganze Brauerei wurde für eine Zwiebel verkauft und an Stelle einer Mitgift wurden Zwiebeln akzeptiert.
Die Tulpe in Holland ging auf den Diplomaten Ogier Ghiselin de Busbecq zurück. Er war Gesandter der Habsburger am Hofe Suleimans des Prächtigen. Er sandte 1554 eine Sendung Tulpenzwiebel an den Wiener Hof Kaiser Ferdinands I. Carlos Clusius, dem Der Leiter des botanischen Gartens "Hortus Botanicus" in Leiden brachte 1593 die Tulpe nach den Niederlanden. Im Fruehjahr 1594 blühte dort die erste Tulpe. Zunächst wurde die Tulpe eher als Beischmuck fuer den Garten betrachtet. Dann begannen Anfang des 17. Jahrhunderts holländische Züchter damit, verschiedene Arten von Tulpen zu kreuzen. Es gelang, aus einfarbig roten, weissen oder gelben Blumen bunte Prachtexemplare zu zaubern. Die Züchter genossen ein hohes Ansehen und es entstand ein regelrechter Wettbewerb um besonders schöne und ausgefallene Tulpen. Holland hatte schon immer reiche Kaufleute - und die liebten als Statussymbol die Tulpe. Es gab damals schon mehr als 130 Arten. So schön die Blume aussieht, in der Vase hält sie nicht lange. Die Tulpe war zwar nicht selten, aber doch knapp. Und deshalb stiegen die Preise über Jahre ständig an.
Alle wollten am in Aussicht gestellten Reichtum partizipieren. Und da das ganze Manöver inoffiziell war und die Züge eines verbotenen Glücksspiels trug, war es um so verlockender. Ein Netz von mehr oder weniger bekannten, geheimen oder fast öffentlichen "Handelshöhlen" überzog damals Holland. Irgendwann rief der Preisanstieg die ersten Geschäftemacher auf den Plan. Diese interessierten sich nicht wirklich für die Tulpe als schöne Pflanze, sondern nur für die steigenden Preise. Der schnelle Weiterverkauf der Tulpenzwiebeln mit hohen Gewinnen entfachte einen Geschäftsrausch. Angeblich soll mit nur drei Tulpenzwiebeln 1633 ein ganzes Haus bezahlt worden sein.
In dieser Anfangsphase der "Tulpenspekulation" kamen immer neue Sorten der Tulpenzwiebel auf den Markt. Ob daraus eine Tulpe wachsen würde, ob diese besonders schön sein würde oder groß und kräftig - hierfür interessierte sich niemand. Man kann spekulieren, ob mit dem Verkauf der Tulpen selbst überhaupt noch Geld verdient wurde, ob überhaupt noch eine Nachfrage nach den Blumen bestand oder diese anderweitig befriedigt werden musste - wenn das denn ging.
Nachdem Kaufleute, Händler und Spekulaten die Tulpenzwiebeln kauften warfen nun "normale" Menschen (vom Bauern bis zum Dienstmädchen) ihr Erspartes auf den Markt und stiegen auch bei Tulpenzwiebeln ein. Der Einstieg der "normalen Menschen" in die Spekulation ist das eigentliche Katapult, welches die Preise nach oben schiesst. Die Gier auch etwas vom Kuchen abzubekommen, ist Triebfeder für viele persönliche finanzielle Katastrophen.
Große Mengen Geld, häufig zusammengekratzt oder geliehen, strömten in den Tulpenmarkt. Hier hatte man Gewinnphantasien, die jeglichen Lohn durch Arbeit unsinnig erscheinen ließen.
Kostete eine Zwiebel am Anfang der Hausse noch einen Gulden, so mussten wenig spaeter 1.000 Gulden und mehr gezahlt werden. Die Preise stiegen und stiegen, alle gewannen und es sprangen immer mehr auf den "fahrenden Zug" um auch einen Anteil am leicht verdienten Reichtum zu erhalten. Dies sollte ewig so weitergehen und niemand konnte oder wollte sich ein Ende dieses Wahnsinns vorstellen.
Schon bald gab es ein Tulpen-Gesetz zum Schutz der Händler (allein die Beschädigung von Tulpenzwiebeln wurde mit Gefängnis bestraft), Tulpen-Notare, Tulpenzwiebel-Versteigerungen. Die Spekulanten suchten sich in teilweise handgemalten Katalogen die gewünschte Tulpensorte aus und erwarben Kontrakte, die zum Kauf einer gewissen Menge Tulpen-Zwiebeln zu einem bestimmten Preis nach Ablauf von drei, sechs oder neun Monaten berechtigten. Mit diesen Optionsgeschäften konnte der Kapitaleinsatz innerhalb weniger Wochen verzehnfacht oder auch verfünfzigfacht werden.
In den Jahren 1636/37 hatte das Tulpenfieber seinen Höhepunkt erreicht: Noch bevor die Zwiebel ihre Blüte zeigte, wechselte sie bereits mehrmals den Besitzer. Egal ob Adeliger, Bauer oder Dienstmädchen - jeder handelte mit Tulpenzwiebeln. Teilweise wurden Haus und Hof verkauft, um Tulpengeschäfte zu machen.
Kostete eine Tulpenzwiebel der seltenen Sorte "Semper Augustus" im Jahr 1624 noch 1.200 Niederländische Gulden, so mussten im Jahr 1625 schon 3.000 Gulden dafuer bezahlt werden. 1636 zahlte ein Käufer für eine Zwiebel dieser Art 4.600 Gulden, einen neuen Wagen und zwei graue Stuten mit Zaumzeug und Geschirr. Eine Zwiebel der sehr seltenen Sorte "Vizekönig" wechselte fuer 24 Wagenladungen Korn, acht Mastschweine, vier Kühe, vier Fässer Bier, 1.000 Pfund Butter sowie einige Tonnen Käse den Besitzer. Im Jahr 1637 tauschte schliesslich ein Brauereibesitzer drei(!) seltene Ziebeln gegen seine Brauerei in Utrecht ein - ein Gegenwert von rund 30.000 Gulden(!).
Da aber die Preise stiegen und neue Tulpen immer seltener wurden, registrierten die Käufer nicht, daß inzwischen viele nahezu wertlose Tulpensorten ge- und verkauft wurden. (Die richtigen Spekulanten waren natürlich schon längst ausgestiegen). Eigentlich werden die Tulpenzwiebeln nur ca. 3 Monate im Jahr gehandelt, nämlich in der Zeit nachdem sie ausgegraben wurden. Aber bei der Aussicht auf dauerhaften Gewinn wurde der ganzjährige Handel auf Anrechtscheine mit Teileinzahlung und Zwischenhandel der Anrechte eingeführt. Doch plötzlich stiegen die Preise nicht mehr. Der Kredit hingegen, mit dem die Zwiebeln gekauft wurden, musste bezahlt werden. Erst verkauften die Cleveren und als plötzlich auch das Dienstmädchen verkaufen wollte, waren die Zwiebeln nichts mehr wert. Im Februar 1637 war halb Holland ruiniert - der Tulpenschwindel war aus.
Auch der berühmte Maler Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669) spekulierte mit und verlor. Rembrandt musste Konkurs anmelden. 1657 wurde sein Haus versteigert.
Rembrandt selber starb verarmt im Jahr 1669.
Vielleicht wurde damals schon der Name "Dienstmädchenralley" geprägt.
Die Redensart "Schuster bleib bei deinen Leisten" traf hier absolut zu.
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Die Spekulationsblase am Neuen Markt (NEMAX) 2001
DAX und NEMAX kletterten im Maerz 2000 auf über 8000 Punkte. Die Emmission der T-Aktie und des Siemens-Ablegers Infineon und weitere 134 Neuemmissionen (IPOs) sorgten für ungetrübte Stimmung. Die Investoren erzeilten Rekord-Zeichungsgewinne (z.B. Biodata 433%, Popnet 340%, Softline 322%, Pironet 232% oder OnVista 195%). Doch Ende März 2000 traten die ersten Ermüdungszeichen auf. Die Mega-Emission der "Lycos Europe AG" am 22. Maerz brachte keinen Zeichungsgewinn und bei ProDV, einen Zeichungsverlust von 4,35%. Daraufhin wurden Boersenplaene gestoppt. Gründe hierfür waren ueberzogenen Schaetzungen und Erwartungen der Konsortialbanken und immer duenner werdende Unternehmenstories. Auch die wohl kurioseste Ankuendigung des Jahres scheiterte im April 2000. Die seit August 1999 bestehende "Mallorca Lifestyle" wollte ebenfalls an die Börse. Der erwartete Unternehmensumsatz für 2000 belief sich auf 1,2 Mio. Euro bei einem Gewinn von 418.000 Euro. Im Gründungsjahr lagen keine Umsätze sondern einen Verlust von 10.000 Euro vor. Geschaeftsgegenstand des Unternehmens war die Uebernahme von Holding- und Managementaufgaben, die Verwaltung eigenen Vermoegens und der An- und Verkauf von Immobilien und der Betrieb von Erlebnisgastronomiestaetten auf Mallorca. Oder anders ausgedrueckt: Das Unternehmen wollte eine Disco auf Mallorca kaufen und betreiben. Als der Verkaufsprospekt erschien, hatte das Unternehmen noch keinerlei Investitionen getaetigt. Dies sollte alles mit dem Geld der Aktionaere beim Börsengang erfolgen. Ein exemplarisches Beispiel für viele der Dot.com Firmen.
Im Maerz 2000 kamen die ersten öffentlichen Warnungen. Die amerikanischen Finanzzeitschrift "Barron's" veröffentlichte eine Studie unter dem Titel "Burning Up" (Geldverbrennung). 207 Unternehmen der Internet-Branche wurden untersucht und in eine "Todes"-Rangliste eingestuft. Die meisten untersuchten Internet-Firmen wiesen eine erschreckende Luecke zwischen Boersenwert und betriebswirtschaftlicher Bewertung auf. "Barrons" schaetze, dass 51 der untersuchten Unternehmen dämnächst Pleite sind.
Der NEMAX verlor daraufhin Anfang April ueber 30 Prozent und notierte am 5. April bei nur noch 5731. Und dann kam in Deutschland ein weiterer Hammer - die UMTS- Versteigerung.
Im August versteigerte die Bundesrepublik Deutschland sechs UMTS-Linzenzen. Nach 173 Bieterrunden ersteigerten sechs Teilnehmer je eine UMTS-Lizenz fuer ueber 16 Mrd. Mark. Die Firmen steigerten als wenn sie besoffen wären. Die hohen Beträge berauschten alle Bieter, betriebswirtschaftliche Überlegungen wurden begraben. Denn neben den Lizenzkosten waren auch noch immense Investitionen fuer den Aufbau der UMTS- Infrastruktur erforderlich - und die mussten ersteinmal verdient werden. So gerieten MobilCom und Viag Interkom in Schwierigkeiten. Ein weiterer UMTS- Ersteigerer - Deutsche Telekom - hatte mit dem Kauf des US Unternehmen "VoiceStream" zusätzlich zu kämpfen. Da viele ehemalige deutsche Vorzeigeunternehmen meinten als Global Player sollte man nur die teuersten und schlechtesten Firmen kaufen zahlte Telekom 50,7 Milliarden $ für den Kauf und Anlageberater empfahlen daraufhin den Verkauf der T-Aktie.
All diese Unfähigkeit der deutschen Grossmanager zerrte an den Aktienkursen und der Nemax All Share sank auf 5490,89 Punkte - ein Minus von ueber 35%.
Am 15. September 2000 kam mit Gigabell die erste Firmenpleite am Neuen Markt. Der Boersengang erfolgte am 11. August 1999 dem Tag der Sonnenfinsternis ! Ausgabekurs von 38 Euro, die Erstnotiz 33 Euro.
Weitere Horrormeldungen folgten Anfang Dezember 2000 als EM.TV eine drastischen Gewinnwarnung bekanntgab. Immer mehr der ehemaligen Starunternehmen wie EM.TV, MobilCom, Intershop, ComROAD, Met@box, Phenomedia oder Prodacta gerieten unter Druck.
Der Markt zeigte sich Anfang 2001 sehr volatil - jede schlechte Nachricht wurde mit massiven Kurseinbruechen bestraft.
Und dann kamen die Betrügereien ans Licht. Im Februar 2002 ging "ComROAD" endgueltig pleite. Es gab Ende Januar Geruechte ueber eine unsaubere Bilanzierung. Mitte Februar wurde bekannt, dass der Umsatzes des Unternehmens durch illegale Tricks aufgeblasen wurde. Die Aktie ging daraufhin in den freien Fall ueber.
Die Deutsche Boerse versuchte in einem zweiten Anlauf das verlorene Vertrauen der Anleger zurueckzugewinnen. Ende September 2002 kuendigte die Institution eine gravierende Restrukturierung der deutschen Indizes an. Der Nemax wurde dabei genauso wie der Nebenwertindex SMAX abgeschafft. Abgeschafft wurde dadurch auch ein Großteil des deutschen Vermögens.
Immerhin eins ist sicher: Auch in Zukunft wird es an den Boersen Phasen der Uebertreibung geben, die in der Regel mit deutlichen Kursverlusten beendet werden - bisher hat sich die Boerse ueber kurz oder lang aber noch jedesmal wieder erholt.
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Der Zusammenbruch der Northern Pacific Railroad-1893
Northern Railway
Bestell-Nr. USA775
Northern Railway
Bestell-Nr. USA778
Weitere Northern-Aktien hier.
Nicht nur in den USA fuehrte der Kollaps einer der groessten Eisenbahngesellschaften des Landes zur Panik an der Boerse - die Folgen waren bis nach Deutschland spürbar.
Die Spekulanten stiegen in Eisenbahngesellschaften und Landgrundstuecke ein. Seit dem Ende des amerikanischen Buergerkriegs im Jahr 1865 war das Eisenbahnnetz stetig gewachsen. Bis 1873 hatte es sich mit 30.000 neuen Streckenmeilen gegenueber 1865 verdoppelt. Die Baukosten beliefen sich auf 1.5 Milliarden US-Dollar. Das Geld wurde durch die Spekulation selbst aufgebracht. Innerhalb kuerzester Zeit wurden so Unmengen von Geld in den Bahnsektor gepumpt, der keine sofortigen Gewinne abwarf.
Die Spekulation mit Eisenbahnaktien war durchaus interessant, sinnvoll und versprach bei Erfolg reiche Gewinne (Es stand ja ein reeller Wert dahinter und nicht nur eine Tulpenzwiebel). Die Bahnlinien erhielten zum Bau viele Morgen unbewohntes Land zugewiesen (vielfach den Indianern im Suff "abgekauft"). Zum Zeitpunkt des Kaufs war zwar das Land fast nichts wert, jedoch konnte sich der Wert bei Erfolg des Projektes mehr als verhundertfachen. Der Grund lag im wirtschaftlichen Aufschwung, den die Bahn mit sich brachte. Entlang der fertiggestellten Strecke wuchsen kleine Dörfer und Farmen aus dem Nichts, die wiederum weitere Siedler und kleine Firmen anzogen. Mit etwas Glueck entstand so innerhalb weniger Jahre eine grosse Stadt, deren Grundstueckspreise dann hoch waren. In seinem Buch: "Devil Take the Hindmost" beschrieb der Historiker Edward Chancellor den moeglichen Wertzuwachs eines Grundstuecks der Union Pacific Railroad in Columbus, Nebraska: "Ein 50$-Grundstueck wird 5.000$ wert sein - kann Geld einfacher verdient werden? Finde nur die zukuenftige Baustelle einer Stadt und kaufe die Farm auf der sie gebaut werden soll! Wie viele aergern sich, dass sie kein Grundstueck in New York, Buffalo, Omaha oder Chicago erworben haben."
Eines der bedeutensten Eisenbahnprojekte war die Northern Pacific Railroad. Im Dezember 1864 erhielt Josiah Perham vom Praesidenten Abraham Lincoln die Konzession. Ziel der Eisenbahnstrecke war den Lake Superior (Duluth, Minnesota) mit dem Puget Sounds (Seattle, Washington) zu verbinden. Eineinhalb Jahre spaeter musste Perham ,hoch verschuldet und stark gesundheitlich angegriffen, aufgeben. Der geplante Baubeginn der Strecke lag weit hinter dem urspruenglichen Terminplan, dennoch fand sich eine Nachfolgergesellschaft, die die Strecke zum Erfolg fuehren wollte.
J. Gregory Smith uebernahm den Schuldenberg von 102.000 Dollar von Perham. Doch auch Smith konnte weder den Termin fuer den geplanten Baubeginn am 4. Juli 1870 noch den Fertigstellungstermin am 4. Juli 1877 einhalten. Es fehlte an den noetigen finanziellen Mitteln fuer den aufwendigen Trassenbau. 1869 steig das Bankhaus Jay Cooke & Company ein.
Jay Cooke hatte sich durch Finanzierungserfolge waehrend des amerikanischen Buergerkriegs einen Namen gemacht und gehoerte zu den angesehensten Bankiers in Amerika. Er erhielt zwar Ruhm und Ansehen, jedoch keinen grossen Reichtum. Mit der Uebernahme der Finanzierung des Mammutprojektes witterte er seine grosse Chance, endlich zum bedeutensten Bankhaus Amerikas aufzusteigen. Sein guter Ruf brachte schnell erste finanzielle Mittel fuer die Northern Pacific. Innerhalb weniger Monate hatte Cooke ueber 100 Millionen Dollar an Anleihen verkauft und so konnte bereits am 15. Februar 1870 der erste Spatenstich bei Duluth in Minnesota erfolgen. Der wirkliche Baubeginn folgte dann termingerecht im Juli 1870. Zunaechst lief alles perfekt. Dank seines Engagements fuer die Northern Pacific stieg Cooke die Erfolgsleiter empor und wurde bald zu einem der reichsten Maenner der Welt.
Die ersten Probleme kamen bald. Der Bau der Bahn verbrannte wesentlich mehr Geld als die bereits fertiggestellten Abschnitte einbrachten. Zudem rissen unvorhersehbare Ereignisse wie Brueckeneinstuerze oder Streckenunterspuelungen tiefe Loecher in die Kasse. Der gleichzeitig laufende Aktienboom in Deutschland und Oesterreich veranlasste Cooke auch in Europa seine Eisenbahn-Anleihen auf den Markt zu bringen - mit geringem Erfolg. Auch von anderer Seite drohten Einbussen. Seit einigen Jahren kaempfte in Amerika die Granger-Bewegung gegen Monopolbildungen in der Eisenbahnindustrie. Die Eisenbahnlinien konnten, da sie in der Regel die alleinige Transportverbindung waren, deutlich hoehere Preise verlangen. Die Granger forderten deswegen u.a. vernuenftige Hoechstpreise in der Gueterbefoerderung und fanden damit Freunde bei den Farmern und ansaessigen Politikern. Eine zusaetzliche Geldquelle durch weitere Preissteigerungen war so versiegt.
Die Situation spitze sich gegen Ende des Jahres 1872 immer mehr zu. Die Kosten explodierten foermlich, waehrend gleichzeitig immer mehr Geldquellen versiegten. Unzaehlige Eisenbahngesellschaften warben mit ihren Anleihen um die Gunst der Anleger, doch immer weniger Investoren waren bereit weitere Mittel in die riskanten Projekte zu stecken. Anfang 1873 konnte die Northern Pacific Railroad ihre Mitarbeiter schliesslich nur noch mit Schuldscheinen entlohnen. Dazu kamen erste konjunkturelle Warnzeichen. So gingen die Exporte nach Europa deutlich zurueck. Die Folge waren erste Preisrutsche in der auf Ueberproduktion laufenden amerikanischen Industrie und Landwirtschaft. Noch bis September konnte sich der Boom halten, doch am 8. September 1873 musste die New York Warehouse & Security Company Konkurs anmelden. Am 13. September 1873 folgte die ebenfalls in Eisenbahnfinanzierung involvierte Kenyon, Cox&Co. Der Grossteil der Anleger war noch ahnungslos. Am 18. September 1873 um 11 Uhr vormittags meldete Jay Cooks Partner in New York, H.C. Fahnenstock, das Einstellen jeglicher Zahlungen der New Yorker Filiale. Um 14:30 Uhr folgte dann die Meldung ueber die Insolvenz von Jay Cooke & Co. Die amerikanische Wirtschaft war wie vom Blitz getroffen - der prominenteste und angesehenste Banker in den USA war bankrott!
Die erste Reaktion auf den Kollaps der fuehrenden Bank Amerikas war Unglaeubigkeit. Ein Zeitungsjunge wurde in Pittsburgh verhaftet, weil er die Nachricht bei Verkauf der Zeitung ausgeschrien hatte. Doch schnell wechselte die Unglaeubigkeit in Panik. Der Aktienmarkt fiel ins Bodenlose. Um den anhaltenden Verkaufsdruck von der Boerse zu nehmen entschloss sich die New Yorker Boerse am 19. September zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Boersenhandel fuer zehn Tage vom 20. bis zum 29. September 1873 einzustellen.
Nach der Panik schlitterte die Wirtschaft in eine tiefe Rezession. Ein Grossteil der sich im Bau befindlichen Eisenbahnstrecken wurde gestoppt - u.a. auch der weitere Bau der Northern Pacific Railroad. Nach Schaetzungen waren im Jahr 1877 nur 20% der erwerbstaetigen Bevoelkerung in einer regulaeren Anstellung. Allein 89 Eisenbahnlinien gingen bis 1878 bankrott. 1876 wurde die Northern Pacific Railroad von Frederic Billings uebernommen und kam ab 1880 wieder langsam in Fahrt.
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Die berüchtigte Silberspekulation der Gebrüder Hunt 1973-1980
  Es gab mal drei sehr reiche Brüder, die zogen aus um noch reicher zu werden.
Nelson Bunker Hunt, William Herbert Hunt und Lamar Hunt.
Alle drei waren Kinder des reichsten Mannes der USA: Haroldson Lafayett Hunt (1889-1974). Der spekulierte ab 1920 in Öl. Nach seinem Tod ging ein Teil seines Imperiums an die Kinder Bunker Nelson, Herbert und Lamar Hunt. Alle drei beteiligten sich an der bisher größten Privatspekulation der Börsengeschichte. Es gab Schweinehälften, Hafer, Mais, Kakao und natürlich auch Edelmetalle wie Silber in denen schon lange spekuliert wurde. Alles war überschaubar und richtete sich nach Angebot und Nachfrage, nach Wetter und politischer Situation. Bedingungen also, bei denen man entweder gewann oder verlor - also alles ganz normal.
Schon seit Jahrhunderten ist Silber eines der wichtigsten Edelmetalle. Nachdem der Gold- und Silberstandard abgeschafft wurde ging das weltwirtschaftliche Interesse an Silber stark zurück. Da aber genug Silber noch vorhanden war, drückte der Überschuss die Preise bis auf 2$/Unze. Dies führte zur Stillegung von Silberminen. Anfang 1970 verlangten Industrie und Juweliere wieder mehr Silber. Der Silberkurs stieg langsam auf etwa 3 US-Dollar je Unze. Da der Silbermarkt sehr übersichtlich und relativ klein war und die Preise bei 3 US $ je Unze lagen, kamen die drei auf die Idee mit einigen Milliarden US $ alles verfügbare Silber aufzukaufen und danach den Markt beherrschen zu können - sprich die Preise für Silber dann selbst bestimmen zu können. Sie kauften alles verfügbare Silber direkt oder unter Einschaltung arabischer und brasilianischer Partner - und horteten es regelrecht. Der Silberpreis stieg auf 10 $/Unze. Silber wurde knapp, denn die Hunt`s horteten es. Sie kauften solange, bis ihnen rund die Hälfte des verfügbaren Silbers gehörte. Sie verknappten damit das Silber und der Silberpreis stieg kräftig auf 50 $ an. Wer Silber zuhause hatte verkaufte es zu diesem Preis. Tafelsilber und Schmuck wurden verkauft, Münzen eingeschmolzen um durch Verkauf des Silbers zu profitieren (1979).
Auf dem Hoehepunkt der Silberspekulation 1980 aenderten die New Yorker Warenboerse COMEX und die amerikanische Warenboersenaufsichtsbehoerde CFTC ploetzlich die Silberhandelsbedingungen. Einschuesse auf Warenterminkontrakte wurden auf 100% erhoeht und den Hunts die Lieferung des von ihnen gekauften Silbers verweigert und es wurden nur noch Verkaufsorders an den Boersen zugelassen. Die Gebrüder Hunt reagierten zuspät und konnten ihre Gewinne nicht realisieren. Sie verloren bei dieser Silberpreismanipulation etwa 2 Milliarden US $.
Rasch kam der Vorwurf auf, die Hunts haetten durch gezielte Manipulation den Silbermarkt kontrollieren wollen. Die widersprachen natürlich. Daraufhin wurden zwei Theorien geboren.
Die Opfertheorie besagt, dass die drei Brueder wie viele grosse Finanzinvestoren lediglich ein Gespuer fuer unterbewertete Investments hatten und deswegen im grossen Stil das unterbewertete Silber aufkauften. Dafuer spraeche, dass sich der Silberpreis trotz der massiven Kaeufe bis 1978 auf Kurse um 6 Dollar je Unze "nur" verdoppelte. Erst als die Spekulation weitere Anleger in ihren Bann zog, stieg der Kurs raketenartig an. Als Drahtzieher wurden ranghohe Mitglieder der COMEX und der CFTC genannt. Diese bauten nach der Theorie kurz vor Bekanntgabe der Regelwerksaenderung ueber Strohmaenner sehr grosse Verkaufspositionen (Shorts) in Silber auf. Als sie ihr Ziel moeglichst viele Verkaufsoptionen zu besitzen erreicht hatten veroeffentlichten sie die Aenderungen im Regelwerk des Silberhandels und brachten den Markt damit zum Kollabieren. Gleichzeitig praesentierten sie die Gebrueder Hunt der aufgebrachten Oeffentlichkeit als Schuldige des Kollaps und "Silbermafia" ergaunerte Milliarden mit den zuvor erworbenen Verkaufsoptionen.
Die Manipulationstheorie ging vom enormen Reichtum der drei Brueder aus. Mitte 1970 war der Silbermarkt durch den Angebotsrueckgang relativ klein, so dass durchaus die Moeglichkeit bestand mit einer Summe von einigen Milliarden Dollar den Markt nach eigenen Belieben zu manipulieren. Dafuer spraeche, dass das direkt oder ueber arabische und brasilianische Partner indirekt erworbene Silber vom Markt genommen und streng gehortet wurde. Gegen Ende der Spekulation sollen die Hunts die Haelfte allen verfuegbaren Silbers besessen haben. Der Silbermarkt war dadurch kuenstlich verknappt worden. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma schien nur ein fallender Kurs gewesen zu sein, da nur so die bereits bestehende Marktmacht der Hunts gebrochen werden konnte. Deshalb musste die COMEX die Handelsbestimmungen für Silber ändern.
Welche Theorie auch zutreffen könnte, die Silberspekulation endete fuer die Hunts in einem finanziellen Fiasko. Die Hunts wurden wegen des Versuchs der gezielte Manipulation des Silbermarktes angeklagt. Erst nach langer Zeit erhielt ein Geschädigter im August 1988 einen Schadensersatz von 134 Millionen Dollar. Das Finanzvermoegen der Hunts schrumpfte daraufhin noch weiter. Viele Hunts-Unternehmen mussten bankrott anmelden, beruehmtestes Beispiel war die "Placid Oil Company", die 1986 Konkurs anmeldete.
Auch wenn es einige Hinweise fuer die Opfertheorie gibt, so bleibt dennoch die Frage, warum die Hunts nicht schon vor Ende der Hausse zumindest einen Teil des Silbers wieder abstiessen. Selbst bei einem Durchschnittskaufkurs von 10 Dollar/Unze und einem moeglichen Verkaufsniveau von 40 bis 45 Dollar/Unze, haetten die Brueder ueber 300 Prozent Gewinn einstreichen koennen.
Nur wenige Leute können halt aus Silber Gold machen.
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Der Bau des Panamakanals 1870
  Grosse Weltereignissen ziehen immer Geldanleger, Spekulanten und Anleger magisch an. Als die Geschichte des Panamakanalbaus vom französischen Erbauer Lesseps in Umlauf gebracht wurde, fanden sich Tausende von französichen Sparern die breitwillig Ihre Gelder hergaben. Aktien und Anleihen „gingen weg wie warme Semmeln", genauso wie das Geld, denn die Firma verwandte eine falsches Verfahren und die immer weiter steigenden Kosten trieben die Gesellschaft 1890 in den Bankrott. Es wurden Politiker und Zeitungen bestochen, um lange die negativen Wahrheiten nicht zu veröffentlichen und den Geldstrom weiter sprudeln zu lassen. Insgesamt verloren rund eine Millionen Franzosen ihr eingesetztes Geld. Lesseps wurde wegen Betruges angeklagt.  
Ferdinand de Lesseps war ein durchaus angesehener Franzose. De Lesseps wurde in Versailles geboren, studierte Rechtswissenschaften und ging als Diplomat 1825 nach Tunis, später nach Ägypten, Rotterdam, Malaga, Barcelona und Madrid. Während seiner Zeit als Vizekonsul (1832-37) in Ägypten begann er mit der Planung eines Kanals, der die Meerenge von Suez durchqueren sollte. Die Arbeiten am Suezkanal wurden am 25. April 1859 begonnen und der Kanal offiziell am 17. November 1869 eingeweiht. Verdi wurde extra beauftragt die Oper 'Aida' zur Eröffnung zu komponieren. Damit wurde de Lesseps als genialer Baumeister gewürdigt. Warum sollte er also nicht das Zeug haben auch einen Panamakanal zu bauen. 1875 bekundete de Lesseps sein Interesse an einem interozeanischen Kanalbau. In den ersten Tagen des neuen Jahres 1880 wurde an der Mündung des Rio Grande, an Bord eines Dampfschiffs, von de Lesseps junger Tochter Fernanda die erste Schaufel Sand in eine Champagnerschachtel gefüllt und damit der Bau des Panamakanals offiziell begonnen. Es war Gustave Eiffel, der 1887 für die Schleusenkonstruktion beauftragt wurde. Das Projekt wurde aufgrund politischer, finanzieller und planerischer Schwierigkeiten bald aufgegeben. Das offizielle Ende kam am 4. Februar 1889 und das Unternehmen wurde einem Liquidator übertragen. De Lesseps und sein Sohn Charles (1849-1923, ein Flugpionier, der 1910 als zweiter in einem Flugzeug den Kanal überquerte und mehrfach ausgezeichneter Kriegsheld 1914-18) wurden angeklagt, das Unternehmen mangelhaft ausgeführt und Fondsanteile veruntreut zu haben. Sie wurden zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, aber die Urteile nicht vollstreckt.
Der Skandal von Panama endete am 20. März 1893 mit der Verurteilung des ehemaligen Bauministers Baïhautt zu 5 Jahren Gefängnis. Dem konnte man nur die Unvorsichtigkeit vorwerfen, seine Verwicklung in diesen riesigen Betrug zugegeben zu haben. Unter den anderen Beschuldigten entgingen Ferdinand de Lesseps und Gustave Eiffel einer Gefängnisstrafe nur dank einer willkommenen Verjährung. Die ersten gezeichneten Fonds wurden dazu genutzt, die Presse zu bestechen, um damit die Realität verstecken zu können. Genauso behandelte Lesseps die Minister und die Parlamentarier, um eine ihm angenehme Gesetzgebung zu erzielen sowie die Unterstützung des jüdischen Geschäftsmanns Cornélius Herz und des genauso jüdischen Barons Jacques de Reinach zu erreichen. Insgesamt verloren 85.000 Fondsinhaber ihr Geld.
Die Verflechtung mehrerer jüdischer Finanziers steigerte den Antisemitismus in Frankreich und führt direkt zur Affäre 'Dreyfus' drei Jahre später.
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Ein ganzes Land wird blind - Die Japan-Spekulation
Im Jahr 1990 brach die "Japan AG" zusammen. Der Nikkei verlor binnen Jahresfrist über 40 Prozent und das Land stürzte in eine schlimme Krise, von der sich Japan bis heute nicht erholen konnte.
Wie Deutschland erlebte auch Japan nach dem Krieg einen massiven Wirtschaftsaufschwung. Durch die drastischen Wertzuwächse des Yen in den Jahren 1975-1978 und 1985-1989 sowie die Deregulierung des Aussenhandels und der Finanzmärkte, beschleunigte den Aufschwung Japans. In den 80er Jahren dachte noch niemand an den Neuen Markt, da „"machte" man noch in Japan.
In den 80er Jahren galt Japan zeitweise durch seine Dynamik und Innovationsfaehigkeit als "Motor" der weltwirtschaftlichen Konjunktur. Das Land hatte seinen industriellen Schwerpunkt von der Chemie- und Schwerindustrie auf die Hightech- und Elektroindustrie verschoben. Aber auch im Automobil- und Schiffsbau konnten die Japaner deutliche Exporterfolge erzielen. Als Auslöser des Booms wird vielfach die Zinspolitik der Bank of Japan aufgeführt. Seit 1982 waren die Leitzinsen in Japan stetig gefallen. Der Diskontsatz fiel von 5,5 Prozent im Jahr 1982 bis auf 2,5 Prozent in 1987. Kapital war damit zu extrem niedrigen Zinsen am Finanzmarkt zu erhalten. Weltweit vertraten die Spekulanten den Glauben, die Japaner seien das Maß aller Dinge und die japanische Wirtschaft sei unantastbar.
Diese Entwicklung zeigt, dass Kredite zu berechnen und nur aus diesen Daten Konsequenzen zu ziehen allein nicht ausreicht. Für eine langfristig sinnvolle Anlagestrategie müssen - egal ob es sich um ein einzelnes Unternehmen oder einen ganzen Staat handelt - komplexere Berechnungen mit einfließen, sonst bricht der Finanzmarkt zusammen. Aber solange die Spekulationen funktionieren, weil niemand die Hypothesen anzweifelt, auf denen sie fußen, kann das Spiel weitergehen.
Kostenvergleiche, Kosten-Gewinn-Verhältnis? - uninteressant für Japan, weil nicht erforderlich
Restlaufzeit von Optionsscheinen? - uninteressant für Japan, da außer Kraft gesetzt
Womit verdient die Firma ihr Geld? - uninteressant für Japan, da dort Geld automatisch fließt.
Japan wurde eine richtige Geldmaschine. Rein in die Spekulation, es gab ja nur eine Richtung für Börsenkurse - steil und immer nach oben. Die Aktienkurse wurden so hoch getrieben, dass z.B. der Börsenwert der größten japanische Telefongesellschaft 1989 dem aller anderen Aktien der Welt zusammen entsprach. In Japan wurden die Grundstücke unbezahlbar und wer ein Grundstück hatte, konnte es enorm hoch belasten (Kredit) oder konnte es schwindelnd hoch in seiner Bilanz ansetzen. Der Nikkei-Index stieg auf sagenhafte 38.915 Punkte. Als die Spekulationsblase platzte gingen Banken pleite, Immobilienpreise verfielen, Kredite waren nichts mehr wert. Bis heute hat sich Japan nicht davon erholt.
Es ist halt immer noch eine alte Weisheit, dass ein Unternehmen, das Autos herstellt auch dabei bleiben sollte, Autos herzustellen und keine Flugzeuge.
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Der "gute" alte Bernie - Geld im Kornfeld vernichtet
Es ist immer noch besser 600.000.000$ als nur 80.000.000$ zu klauen.
    Den Spruch "Hast Du was, bist Du was" machte sich Bernie Cornfeld zu Nutze, wandelte ihn um in "Sie wollen doch sicherlich reich werden!" und prellte Tausende vorzugsweise Deutsche um ihr Geld. Cornfeld hatte eine hervorragende psychologische Art den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und mit ihm eine Reihe von Leuten, wie der ehem. Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland der FDP Mann Erich Mende als Cornfeld`s deutscher Vertreter. Er verkaufte den leuten Fondsanteile von Firmen, die er wiederum selbst gegründet hatte.
Die IOS-Dachfonds kauften selbst keine Wertpapiere, sondern Anteile an anderen Fonds, die ihnen ebenfalls gehörten. Der Vorteil dieser Idee, zumindest in der Theorie: Schon für 100 Mark können Anleger sich durch den Kauf eines einzigen Investmentzertifikates Anteile an mehreren Fonds sichern und damit ihr Risiko streuen. Außerdem bleibt dem Kleinanleger die Mühsal erspart, unter tausenden verschiedenen Fonds wählen zu müssen. Sinn und Zweck der betrügerischen Angebote war weniger die gewinnbringende Geldanlage als Kostenschinderei in großem Stil. Jahrelang durften deshalb in Deutschland keine Dachfonds mehr angeboten werden.
Cornfeld hatte das einmalige Glück den Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland als Chef seines deutschen Strukturvertriebes zu rekrutieren. Vizekanzler und Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen im 1. und 2. Kabinett Erhard, bis der Rücktritt der FDP-Minister im Oktober 1966 dessen 2. Kabinett stürzt. Das entscheidend von Erich Mende ausgehende Scheitern der Regierungskoalition, bedingt durch einen "Rechtsruck" und die neue wirtschaftskapitalistische Haltung der Partei, führt im Dezember 1966 zur Großen Koalition der CDU/CSU und der SPD. Nun frei für das grosse Geldverdienen schloss sich Mende dem IOS-Stab an. Aufgrund heftiger innerparteilicher Widerstände u.a. wegen seiner Tätigkeit bei der IOS muß Erich Mende schließlich sein Amt als Parteivorsitzender niederlegen. 1970 Rücktritt von seinem Posten bei IOS und danach Wirtschaftsjurist für Bonn-Finanz/Deutscher Herold in Bonn. Nach dem Scheitern einer von ihm unterstützten national-liberalen Abspaltung aus der FDP, wechselt Erich Mende entgegen seinem schriftlich gegebenen Ehrenwort zur CDU über. Seitdem ist auch das öffentlich gegebene Versprechen eines Politikers nichts mehr wert.
Das Hauptquartier der IOS war in Genf, die Fonds waren in Kanada registriert. Mehr als 25.000 Fonds-Verkäufer waren in Europa tätig für die IOS. Cornfeld nahm mehr als 2.5 Milliarden Dollar von Anlegern ein. Die Idee von Cornfeld kam zum richtigen Zeitpunkt: die Aktienkurse stiegen, es war bull-market. Fallende Aktienkurse waren deshalb der Tot der IOS. Als dann tatsächlich die Kurse fielen, zeigte sich was IOS war: eines der üblichen Pyramiden-Spiele (Schneeballsystem). Nur wer frühzeitig eingestiegen war konnte gewinnen. Um die versprochenen Renditen zu bezahlen, musste nun das Geld von Neuanlegern benutzt werden. Er behauptete, dass deutsche Banken seine Papiere leer verkauft hätten (also auf fallende Preise spekulierten). Im Frühjahr 1970 fiel der Kurs seines Fonds von $18 auf $12 und danach sogar auf $2.
Dann kam ihm Financier Robert Vesco "zu Hilfe". Aber der entzog den Fonds $500 Millionen$ für seine "International Controls Corp." Als das entdeckt wurde, floh er auf die Bahamas und dann später nach Cuba.
Cornfeld war Taxifahrer und Playboy, eine wohl einmalige Mischung. Seine Firma IOS (Investors Overseas Services) Fonds legte das eingesammelte Geld in Aktien, Fonds und Zertifikaten der von ihm selbst gegründeten Firmen an. Seine Vertreter (Strukturvertrieb) kassierten 20% Provision. Als dieses "selbstgestrickte" Dachfondskonzept aufflog, hatte Deutschland den berüchtigten IOS-Skandal. Bernie Cornfeld war ca. 1 Jahr im Gefängnis und wurde langezeit weltweit von aufgebrachten Anlegern verfolgt. Cornfeld zog nach seinem Gefängnisaufenthalt nach Beverly Hills und versuchte Filmproduzent zu werden. Sein Lebensstil brachte ihn in engen Kontakt mit der Prostituiertenszene von Hollywood, speziell mit Heidi Fleiss. Er verstarb 1995.
Hier einige der Betrügerein der IOS-Manager:
1. Einnahmen wurden nicht im Sinne der Anleger verwendet, sondern zur Finanzierung des Lebensstils von IOS selbst.
2. Das eingesammelte Geld wurde illegal ins Ausland gebracht.
3. IOS veröffentlichte ständig gefälschte Bilanzen und Statistiken zur Verkaufsförderung.
4. Der am besten bekannte IOS Fond - the Fund of Funds - sollte in eine Vielzahl von Fonds investieren. Was er aber nicht tat. Er verlangte aber von den Investoren die doppelte Gebühr.
5. Das Geld der Anleger wurde teilweise in nicht marktfähigen Aktien angelegt. So in Öl und Gas der kanadischen Arktik.

Doch Diebe werden meist von noch grösseren Dieben hereingelegt. So Cornfeld von Vesco.
Ohne Zweifel ist Robert Vesco ein Dieb und Betrüger und auf Grund der Größenordnung seines Diebstahls auch eine historische Figur. 1986 beschuldigte die US-Regierung Vesco 426 Million $ von Cornfeld`s IOS gestohlen zu haben.
Bevor Vesco nach Costa Rica floh spendete er noch schnell $200.000 als illegale Spende für die Wiederwahl Richard Nixon's. In Costa Rica wurde Vesco wegen Drogenschmugels angeklagt, konnte aber auf die Bahamas fliehen. Dann ging es nach Nicaragua und von dort nach Kuba. Dort musste er 1995 ins Gefängnis. Die Anschuldigung: Zerstörung der kubanischen pharmazeutischen Industrie. Was lernt man aus dem IOS-Desaster: Gier macht halt blind und Gier ist nicht geil.
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Bestell-Nr.: Can 7
         
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Der Vater aller "Schneeballsysteme" - Charles Ponzi
Es gibt nicht nur Erfinder in der Technik, z.B. "Diesel", nach dem der Selbstzündermotor genannt wurde. Es gibt auch Erfinder von Spekulationssystemen um schnell reich zu werden - natürlich geht so was nur immer auf Kosten der anderen. Ein solcher Erfinder war Charles Ponzi - der Erfinder des "Schneeballsystems".
Das Prinzip hiefür ist denkbar einfach: wer in ein solches System zuerst einsteigt, gewinnt fast immer. Die armen Schweine sind die, die die Gewinnchance erst sehr spät mitbekommen und am Ende einsteigen. Die Ersteinsteiger werden durch das eingezahlte Kapital der Neueinsteiger bezahlt.
Ponzi wanderte im November 1903 in die Vereinigten Staaten aus, und schlug sich dort mit Gelegenheitsjobs durch - Tellerwäscher, Übersetzer und Kellner. 1917 zog er nach Boston, wo er einen Job als Sekretär begann. In dieser Tätigkeit hatte er oft mit ausländischer Post zu tun. In diesem Zusammenhang entdeckte Ponzi im August 1917 einen Mechanismus, der ihn - und andere - reich machen konnte. Ponzi war durch einige Gefängnissaufenthalte nach seiner Einwanderung 1903 in die USA zu der Ansicht gekommen, daß man nur durch das Geld von anderen schnell reich werden konnte.
Ponzi hatte einen Brief an einen Kunden in Spanien geschrieben, und in der Antwort dieses Kunden lagen internationale Postantwortscheine bei. Ponzi hatte diese Postantwortscheine für seinen Auftraggeber zum Postamt zu bringen und sie dort in Briefmarken umzutauschen. Dabei fiel ihm auf, daß der Kunde in Spanien die Postantwortscheine für (damals) einen US-Cent erworben hatte; im Postamt in Boston erhielt Ponzi aber Briefmarken im Wert von 6 US-Cent. Das in den Postcoupons manifestierte Geld hatte sich also versechsfacht.
Seit 1906 gab es ein internationales Abkommen über Rückportoscheine. Gegen eine Gebühr von 26 Cent wurden Bezugsscheine verkauft, die der Käufer im Ausland gegen Briefmarken im Wert von 25 Cent der jeweiligen Landeswährung eintauschen konnte. Dadurch sollte der Postverkehr erleichert werden - das Rückporto konnte so einfach bezahlt werden. Ponzi stellte nun fest, daß auf Grund der Wechselkursschwankungen nach dem Weltkrieg I eine Arbitrage mit diesen Bezugsscheinen möglioch war. Mit der gleichen Summe US-Dollar konnte man in z.B. Bulgarien mehr dieser Kupons kaufen, als in den USA. Also war das Vorgehen einfach: Man brachte Dollar nach Bulgarien, tauschte diese um in die Landeswährung, kaufte damit Bezugsscheine, bringe diese nach den USA und löse diese dort wieder für 25 Cent pro Stück ein.
Am 26.12.1919 meldete Ponzi sein Gewerbe als "Security Exchange Company" an. Bald standen die Leute vor seinem kleinen Büro schlange und kauften Promissory Notes im Wert von 10 US$ bis 50.000 US$. Sie wußten aber nicht, daß Ponzi seine Neuinvestoren nicht aus dem Gewinn des Geschäftes, sondern den Einzahlungen vorheriger Opfer auszahlte - also ein nach modernen Maßstäben illegales Pyramidenspiel betrieb. Ponzi eröffnete also sein ein Geschäft und ging auf Kundenfang, denn nur mit viel fremden Geld kam viel eigenes Geld zurück. Er versprach seinen Anlegern innerhalb von 45 Tagen 50% Rendite. Die ersten kamen, zahlten und gewannen. Zu den Spitzenzeiten sollen so täglich bis 200.000 $ in die Kassen von Ponti geflossen sein. Die Arbitrage war zwar klein, aber es gab sie. Allerdings war der Gewinn so klein, das eine wahnsinnig große Anzahl von diesen "Rückportoscheinen" gekauft werden mußte. Hinzu kamen noch die Kosten diese Mengen zu verschiffen (in die USA) und natürlich dort zurückzuverkaufen in Geld. Aber dies "hätte er im Griff" sagte er zu den Skeptikern.
Am 26.07.1920 erschien ein Artikel auf der Titelseite der Boston Post, in dem die Rechtmä ßigkeit des Geschäfts von Charles Ponzi bezweifelt wurde. Noch am selben Tag fand eine intensive Buchprüfung bei Ponzi statt, und innerhalb weniger Stunden standen Tausende vor seinem Büro an und wollten ihr Geld zurück. Es gelang ihm ca. 1.000 solche Ansprüche zu befriedigen. Am 10. August 1920 veröffentlichten die Buchprüfer ihr Ergebnis und stellen definitiv den Bankrott fest. Zudem wurde bekannt, daß er 1908 in Kanada zu 20 Monaten Gefängnis wegen Fälschung und 1910 in Atlanta wegen Menschenhandels zu weiteren zwei Jahren Haft verurteilt worden war. Das führte am 13.08.1920 zu Ponzis erneuter Verhaftung. Am Ende des Verfahrens standen ca. 40.000 Investoren, die ihm ca. 15.000.000 US$ überlassen hatten (Gegenwert von 180.000.000 Postantwortscheinen) ohne Gegenwert da. Man fand jedoch nur Belege über den Kauf von zwei solchen Postcoupons! Ponzis einziges legales Einkommen waren 45 US$ Dividenden aus Postaktien, aber sein Vermögen betrug zum Zeitpunkt des Zusammenbruches seines betrügerischen Unternehmens 1.593.834,12 US$, viel zu wenig um seine Schulden den Investoren gegenüber zu bezahlen.
Ponzi wurde zu dreieinhalb Jahren Haft, später von einem Gericht des Staates Massachusetts zu weiteren neun Jahren verurteilt, aber auf eine Kaution von 14.000 US$ bis zur Berufungsverhandlung freigelassen - und verschwand.
Kurz darauf tauchte Ponzi unter dem falschen Namen Charles Borelli in Florida auf, wo er begann, Land für 16 US$/Acre zu kaufen, in Parzellen zu unterteilen und diese zu 10$ zu verkaufen. Er versprach seinen Anlegern, ihr ursprüngliches Investment von 10 $ würde sich in zwei Jahren auf 5,3 Millionen $ vermehren, vergaß aber anzumerken, daß das Land, um daß es ging, sich unter Wasser befand und völlig nutzlos war. Ponzi wurde erneut verurteilt, floh erneut, wurde wieder gefaßt und in Boston ins Gefängnis gesteckt. Von dort wurde er 1934 nach Italien abgeschoben, wo er später als Übersetzer u.a. für Mussolini arbeitete, der ihm einen guten Job in Italiens neuer Airline anbot. Das Ende des 2. Weltkrieges brachte Arbeitslosigkeit für Ponzi, der nach Brasilien ging und sich dort wieder von Arbeitslosengeld und Gelegenheitsjobs über Wasser hielt bis er 1949 in einem Armenkrankenhaus in Rio starb. Die 75 US$, die er in den sechs Monaten zuvor gespart hatte, reichten gerade für seine Beerdigung.
Pyramidenspiele aller Art sind in Deutschland nach §6c UWG verboten und strafbar, aber diese Rechtsvorschrift wird leider viel zu selten angewandt.
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John Law - Papiergeld für die Spekulanten
Der in Schottland geborene John Law galt zu seiner Zeit als der reichste Mann der Welt. Er wurde 1671 geboren, mußte 1694 fluchtartig sein Land verlassen, da er sich um eine Frau duellierte und sein Gegner dabei getötet wurde. Er war ein Spieler, zog durch ganz Europa und ließ viele wütende Ehegatten und Kartenspieler hinter sich. Er hatte unheimliches Glück am Spieltisch und konnte seine Gewinnchancen gut kalkulieren. Während seiner Zeit in Amsterdam, machte er Erfahrungen mit Geldanlagen der "Bank von Amsterdam". Diese akzeptierte nicht nur normale Geldeinlagen, sondern auch Grundbesitz als Geldanlage und vergab Darlehen, die durch den Grundbesitz abgesichert waren. John Law erkannte, daß mit Geld nur dann Wachstum erreicht werden kann, wenn dies nicht als totes Kapital auf der Bank liegt, sondern "arbeiten" - also zirkulieren - muß. Dabei spielte es nach seiner Meinung keine Rolle, ob das Geld zur Sicherheit durch Grundbesitz oder Edelmetalle abgedeckt war. Seine Idee war Papiergeld einzuführen.
1715 hatte er am Hofe des Hezogs von Orleans, der gerade Regent von Frankreich geworden war, die Chance die hohen Schulden des französischen Staates durch sein Papiergeld zu beseitigen (denn seine Idee war ja, Papiergeld ist auch etwas wert ohne Deckung durch z.B. Edelmetalle). In Frankreich waren allein die jährlichen Zinsen für die Staatsschuld schon größer als die laufenden Staats-Einnahmen. Kein Monarch hat in Europa länger regiert als Ludwig XIV. von Frankreich (1638 bis 1715). Der „Sonnenkönig“ machte Frankreich während seiner Regentschaft zur mächtigsten Nation in Europa - allerdings auf Kosten eines gewaltigen Schuldenbergs, zu dem vor allem die zahlreichen Kriege beigetragen hatten. „Ganz Frankreich ist ein Armenhaus“. Der Schuldenberg von 2,8 Milliarden Livres war so gewaltig, dass er einen Staatsbankrott nahelegte. Unter der Herrschaft des Herzogs von Orléans, der den Thron nach Ludwigs Tod für dessen Urenkel verwaltete, unternahm die Krone halbherzige Versuche, die Schulden zu reduzieren. Ein Teil der Außenstände wurde einfach nicht zurückgezahlt. Andererseits besorgte man sich durch Münzmanipulationen zusätzliche Mittel. Die Situation verlangte jedoch nach einem radikalen Schritt - und diesen versprach dem Herzog von Orléans der Schotte John Law (1671 bis 1729).
Er gründete 1716 die "Banque Royale", die Papiergeld ausgab mit dem Versprechen, der Staat deckt das schon. Es wurde ein wahnsinniger Erfolg. Das verschwenderiche Luxusleben des Adels in Frankreich brauchte Geld, Geld und wieder Geld. Der Herzog ließ deshalb die Notenpresse der Staatsbank Geld drucken, drucken, drucken,.... Schließlich waren es 3,7 Milliarden Livres.
Aber er wollte mehr. John Law gründete die "Mississippi-Gesellschaft" mit dem Ziel, die angeblichen großen Goldvorkommen in der französichen Privinz Louisiana zu erschließen. Vom Herzog bekam er die Provinz übereignet und gab Aktien aus, mit deren Hilfe dann Expeditionen nach Louisiana finanziert werden sollten. In die Aktien wurde dabei das Papiergeld gesteckt, das er vorher gedruckt hatte. Ob es wirklich Gold gab, war den Spekulanten wurscht. Die Aktionäre "stürzten sich auf die Mississippi-Papiere" wie Schweine". Zusätzlich schwatzte John Law dem König noch das Monopol auf Tabak- und Sklavenhandel ab und das Außenhandelsmonopol.
Die Bank konnte die Mississippi-Papiere nicht mehr einlösen, die gewaltige Papiergeld-Masse aber auch nicht im Umlauf lassen. John Law wurde vom König mit größerer Vollmacht ausgestattet, zum Generalkontrolleur der Finanzen ernannt und versuchte nun sein System mit Willkürmaßnahmen zu retten. Der Wert von Gold und Silber wird plötzlich nach dem Bedürfnis der Bank verändert; man befiehlt die Ablieferung von Edelmetallen, der Besitz von Kleinodien wird unter Strafe gestellt, die Herstellung von Tafelsilber wird untersagt, ja, sogar der Besitz von Bargeld, soweit er über 500 Livres hinausginge, sollte nicht mehr erlaubt sein.
Natürlich fand sich in Louisiana kein Gold. Law druckte immer mehr Papiergeld um die Aktionäre zu befriedigen, die Preise stiegen dabei sehr hoch und es kam zu einer Inflation. Die "Mississippi-Papiere" verloren an Wert, da viele Spekulanten aussteigen wollten. Am Ausgabetag der Aktien im Januar 1719 belief sich deren Kurs auf 500 Livres, im Detember 1719 betrug dieser 10.000 Livres. Im September 1921 hatten sie allerdings schon wieder den Ausgabekurs erreicht. Gegenwind erhielt John Law auch vom französischen Parlament. Die Parlamentarier sollten auch mit dem Papiergeld bezahlt werden - dies führte zu einer Revolte und John Law mußte in den Palast des Königs fliehen.
Das französische Finanzwesen war zusammengebrochen, John Law flüchtete nach England und lebte dort als Spieler weiter, da er für sich keine Reichtümer beiseite geschafft hatte.
Aber, doch noch einige positive Worte zu John Law:
Er hat das Papiergeld nicht erfunden. Bereits von 1609 an hatte die "Bank von Amsterdam" Banknoten herausgegeben, wobei auf jederzeit ausreichende Deckung durch Münzen geachtet wurde. 1661 waren in Stockholm von einer privaten Notenbank Banknoten emittiert worden - hier jedoch mangels Vertrauens mit mäßigem Erfolg. Das entscheidend Neue an John Laws Vorgehen war, nicht nur Edelmetalle, sondern auch Grundvermögen - mit dessen in der Zukunft liegenden Ertragsaussichten - zur Deckung des Notenumlaufs heranzuziehen. Er strebte an, mittels so geschaffenem Papiergeld Deflation zu verhindern und Handel und Gewerbe mit hinreichend Liquidität zu versorgen - ein erst im 20. Jahrhundert als geeignet anerkanntes Konzept. Nach dem Platzen der Spekulationsblase 1720 waren jedoch seine Vorstellungen zunächst für Generationen seriöser Geldpolitiker tabu. Erst nach den Erfahrungen mit der Inflation in der völlig verarmten Weimarer Republik wagte man sich 1923 daran, den neuen Notenumlauf („Rentenmark“) mit der Ertragskraft (den „Renten“) der deutschen Landwirtschaft zu besichern, was bis zur Weltwirtschaftskrise auch Erfolg hatte. Spätestens seit den 1970er Jahren spielt die Deckung des Geldumlaufs mit Edelmetall weltweit keine Rolle mehr. John Law war mit den führenden Wirtschaftspolitikern seiner Zeit einig, dass reichlicher und zügiger Geldumlauf für die Volkswirtschaft förderlich sei. Die inflationären Gefahren einer solchen Politik verlor man gerne aus den Augen. Law konnte sich jedoch von 1719 an gegen einflussreiche Entscheidungsträger in Paris nicht mehr durchsetzen. Deren ungehemmte Ausweitung der Banknoten- und Aktienemission heizte die Spekulationsblase noch an, die in die Katastrophe führen sollte. John Law war eine der faszinierendsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Von attraktivem Aussehen, intelligent und charmant, mit tadellosen Manieren, gleichzeitig ein kühl kalkulierender Draufgänger, musste er in jedem Salon der Haute volée Europas Erfolg haben. Seine Vorstellung, mit einem einzigen Finanzkonglomerat die Wirtschaft eines ganzen Landes steuern zu können, entsprach noch völlig dem Denken des absoluten Sonnenkönigs.
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